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Die Geschichte der Heilpflanzen

Die Erforschung von Heilpflanzen hat eine lange Tradition in der Medizin. Seit wann beschäftigen sich die Menschen mit ihrer Wirkung? Das erfahren Sie in der Geschichte der Heilpflanzen.

Heilpflanzen damals

Schon im Alten Testament finden sich schriftliche Aufzeichnungen über Heilpflanzen und deren Wirkung. Im Buch Jesaja erfährt der Leser, dass ein Pflaster aus Feigen gegen Geschwüre hilft, da die Feige antibakterielle Eigenschaften besitzt. Einen weiteren Hinweis liefert der ägyptische Kulturkreis. Genauer gesagt der Papyrus Ebers, einer der ältesten medizinischen Texte, verfasst im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts vor Christus. Auf der knapp 19 Meter langen Papyrusrolle finden sich Anweisungen für die Zubereitung von pflanzlichen Heilmitteln.

Die Blütezeit der Heilpflanzen war das Mittelalter. Zu dieser Zeit waren es Mönche und Nonnen, die das Wissen über die heilende Wirkung von Pflanzen besaßen, ergänzten und weitergaben. In Klostergärten pflanzten sie beispielsweise Kamille, Lavendel, Thymian, Zitronenmelisse und Lorbeer an. Das Wissen über Heilpflanzen wurde von Generation zu Generation mündlich weitergegeben und stets erweitert. Mit Erfindung des Buchdruckes im 15. Jahrhundert wurde schließlich auch die schriftliche Verbreitung möglich. Alte Texte aus der hebräischen, griechischen oder lateinischen Sprache wurden übersetzt und das Wissen auf diese Weise festgehalten. Die folgenden Jahrhunderte drängten die Heilpflanzenkunde nach und nach in den Hintergrund, da sich Medikamente zunehmend chemisch herstellen ließen.

Berühmte Personen der Heilpflanzenkunde

Um Christi Geburt verfasste der griechische Arzt Dioskurides die Schrift „De materia medica“, in der er rund 600 Pflanzen beschrieb – ein Standardwerk bis ins Mittelalter. Bis heute zählen die Werke von Hildegard von Bingen (1099 bis 1179) als Standardwerke der Pflanzenheilkunde; insbesondere ihre Abhandlung „Physika der Heilpflanzen“. In ihrem Buch vereint von Bingen damaliges akademisches und medizinisches Wissen mit dem der Volksmedizin. Das Resultat ist eine detaillierte Beschreibung der Wirkung von Heilpflanzen.

Eine weitere berühmte Person der Heilpflanzenkunde ist der Arzt Paracelsus (1493 bis 1541). In seinem Werk „Grosse Wunderartzney“ beschrieb er zahlreiche Heilpflanzen und deren Anwendung zur Behandlung von Krankheiten. Das bedeutsamste Werk – das „New Kreüterbuch“ wurde 1543 von Leonhart Fuchs verfasst. Darin zeichnet Fuchs hunderte heimische und exotische Pflanzen auf und liefert eine umfassende Beschreibung zu deren Wirkung.

Populär ist zudem der Schweizer Pfarrer Johann Künzle (1857 bis 1945). Neben zahlreichen Publikationen über die Pflanzenheilkunde gab er monatlich die Heilkräuter-Zeitschrift „Salvia“ heraus. Sein Buch „Chrut und Uchrut“ gilt heute noch als Standardwerk.

Heilpflanzen heute  

Auch heute kommen Heilpflanzen noch häufig zum Einsatz; es existieren sogar zahlreiche ärztliche Naturheilkunde-Praxen. Zahlreiche Arzneistoffe, die in Deutschland hergestellt werden, haben einen pflanzlichen Hintergrund – genauer gesagt mehr als die Hälfte. Das wohl bekannteste Beispiel ist Aspirin und dessen Wirkstoff Acetylsalicylsäure, der über Jahrhunderte aus der Rinde des Weidenbaums gewonnen wurde. Dieser enthält den Wirkstoff Salicin, der im Körper zu Salicylsäure umgewandelt wird und dort seine schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkung entfaltet. Im 19. Jahrhundert gelang es, aus  Salicylsäure das heutige Aspirin zu entwickeln.

Seit 1990 wird hierzulande übrigens die Heilpflanze des Jahres gekürt – 1990 war es der Weißdorn, 2014 fiel die Wahl auf den Anis. Hintergrund der Wahl ist das Anliegen, auf die Bedeutung und den Anbau von Heilpflanzen sowie auf deren Wirkung und Anwendung aufmerksam zu machen.