Multiresistente Erreger - Neue Erkenntnisse helfen istockphoto.com/Erdosain

Multiresistente Erreger - Neue Erkenntnisse helfen

Mit der Entdeckung von Penicillin durch Alexander Fleming gab es endlich ein Mittel, um häufig tödliche Infektionskrankheiten zu bekämpfen. Lange Zeit galten sie deshalb als Wunderwaffe, doch mittlerweile sind viele Bakterien resistent gegen Antibiotika. Es gibt aber neue Erkenntnisse im Kampf gegen multiresistente Erreger.

Eine genetische Resistenz ist nicht der einzige Trick, den Bakterien verwenden, um der Auslöschung durch Antibiotika zu entgehen. Es gibt noch eine zweite Verteidigungsstrategie, die als Persistenz bezeichnet wird. Dabei bleiben die Erreger auch nach der Infektion vom Immunsystem unbemerkt im Körper und werden erst nach Monaten oder Jahren wieder aktiv.
Neue Erkenntnisse bei Multiresistenten Erregern

Wissenschaftler der Katholieke Universiteit Leuven unter Leitung von Professor Jan Michiels haben nun erstmals belegt, dass beide Mechanismen zusammenspielen, um den Bakterien beim Überleben zu helfen. Diese Erkenntnis könnte zu neuen, erfolgsversprechenden Ansätzen bei der Behandlung von Multiresistenten Erreger (MRS) führen.

„Persitente Bakterienzellen können zeitweise hyper-resitent gegen alle Antibiotika sein“, sagt Professor Michiels vom Centre for Microbial and Plant Genetics. „Sie sind in der Lage, normalerweise tödliche Antibiotika-Konzentrationen zu überleben, obwohl keine genetische Resistenz gegen die verwendeten Medikamente vorhanden ist. Diese Zellen sind der Hauptgrund für Behandlungsmisserfolge. Der Mechanismus hinter der Persistenz ist aber noch unklar.“
Persistente Bakterienzellen erschweren die Behandlung von MRS.

Laut Untersuchungsbericht, sank die Anzahl der aus dem Bakterium Pseudomonas aeruginosa isolierten persistenten Zellen, wenn die Bakterienpopulation eine genetische Resistenz gegen das Antibiotikum Fosfomycin. P. aeruginosa hat. Pseudomonas aeruginosa gehört zu den so genannten opportunistischen Krankheitserregern (opportunistic human pathogen) und ist eine der Hauptursachen für Infektionen in Krankenhäusern. Als opportunistisch werden Krankheitserreger bezeichnet, die unter normalen Umständen beispielsweise im Darm vorkommen und nicht zwingend pathogen sind. Allerdings können sie bei einer geschwächten Immunabwehr, durch eine kürzliche Grippe oder bei Mangelernährung, Krankheiten auslösen. P. aeruginosa für seine Fähigkeit bekannt, Resistenzen gegen übliche Antibiotika zu entwickeln.

„Obwohl sich persistente Zellen bei Bakterien nur in kleiner Zahl bilden, machen sie es nahezu unmöglich, einen Erreger vollständig aus einem Organismus zu entfernen,“ erklärt Michiels. „Als Resultat daraus dauert eine Behandlung von Infektionen mit Antibiotika in der Regel sehr lang.“

Die Erkenntnisse geben aber Anlass zur Hoffnung im Kampf gegen MRS. Derzeit werden kombinierte Behandlungsverfahren entwickelt, um die Wirkung von Antibiotika zu verbessern. Allerdings müsse man erst den Mechanismus hinter der Persistenz von Bakterien noch besser verstehen lernen, damit wirkungsvolle Therapien entwickelt werden können.

(Journal of Medical Microbiology, 2010)

 

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