Die 5 häufigsten Augenerkrankungen in Deutschland augenzentrum -- Dr. Amir-M. Parasta
Symptome, Diagnose, Therapie

Die 5 häufigsten Augenerkrankungen in Deutschland

Augeninfarkt, Grauer Star, Makuladegeneration – unserem wichtigsten Sinnesorgan drohen einige ernsthafte Erkrankungen. Dr. Amir-M. Parasta, Ärztlicher Leiter des „augenzentrum“ in München, erklärt die häufigsten Beschwerden, deren Ursachen sowie mögliche Therapien und Schutzmaßnahmen.

Bindehautentzündung

Meist genügt dem Augenarzt ein (Augen-)Blick für eine erste Diagnose: „Rote, tränende Augen sind in den meisten Fällen ein deutlicher Hinweis auf eine Bindehautentzündung“, erklärt Dr. Amir-M. Parasta, Ärztlicher Leiter des „augenzentrum“ in München. Zeigt sich in den Augenwinkeln eine starke Sekretabsonderung, so ist der Befund ziemlich eindeutig. „Zudem klagen Betroffene häufig über ein Fremdkörpergefühl sowie ein Brennen und Jucken im Auge“, beschreibt der Experte die gängigen Symptome.

Wer ist betroffen? Verursacht wird die hochansteckende Erkrankung in der Regel durch Bakterien oder – weitaus häufiger – durch Viren. Aber auch äußere Reize wie Zugluft oder UV-Licht können Grund der Erkrankung sein. Aufgrund des engen Kontakts zu Spielkameraden und Eltern sind Kinder besonders häufig betroffen.

Was hilft? Vielfach sind Bindehautreizungen durch Trockenheit bedingt oder begünstigt. Luftbefeuchter können einer Bindehautentzündung vorbeugen. In jedem Falle helfen befeuchtende Augentropfen. Hält die Reizung länger an, sollte ein Augenarzt aufgesucht werden. Dieser klärt, ob eine Infektion mit Bakterien oder Viren vorliegt. „Gegebenenfalls verschreibt er Augentropfen und Salben gegen den Krankheitserreger und zur Beruhigung des Auges“, so Dr. Parasta. Kommen neben den typischen Beschwerden Schmerzen hinzu oder verschlechtert sich die Sehkraft, so ist umgehend ärztliche Hilfe erforderlich.

Grauer Star

Grauer Star ist in der westlichen Welt die häufigste Ursache für den allmählichen Verlust der Sehschärfe. Dabei handelt es sich im engeren Sinne um keine Erkrankung, sondern um die zunehmende Verhärtung und Trübung der Linsen beider Augen.

Wer ist betroffen? Häufigster Grund ist der natürliche Alterungsprozess. Stoffwechselerkrankungen, Diabetes, Durchblutungsstörungen oder Gefäßerkrankungen können die Entwicklung eines Katarakts, so der medizinische Fachbegriff, beschleunigen.

Was hilft? Bei einer Operation, die weniger als 15 Minuten dauert, wird die trüb gewordene natürliche Linse durch eine künstliche ersetzt. Der Eingriff findet in der Regel in Dämmerschlaf und Tropfanästhesie statt - man braucht also keine Angst vor einer Spritze am Auge zu haben. Mit über 700.000 Eingriffen jährlich ist dies hierzulande der häufigste Eingriff in der gesamten Medizin. Meist wird zwischen dem 65. und 75. Lebensjahr operiert. Neueste Entwicklung in der Linsenchirurgie ist der Nanolaser. Bei dieser Methode wird mittels ultrakurzer Laserimpulse im Nanosekundenbereich die natürliche Linse verflüssigt und abgesaugt. Der Vorteil: Die sehr gut kontrollierbare Lasertechnik entwickelt wesentlich weniger Hitze und Erschütterung im Auge (dies ermöglicht eine kürzere Erholungszeit). Daher wird der Nanolaser auch als „Kaltlaser“ bezeichnet. Auch der hygienische Standard ist durch die hier verwendeten Einmalinstrumente wesentlich höher. „Seit drei Jahren setzen wir den Nanolaser als Premiummethode bei Operationen des Grauen Stars ein“, so Dr. Parasta.

Mikro-Implantate gegen Grünen Star

Experten schätzen, dass in Deutschland etwa eine Million Menschen unter Grünem Star leiden. Das Tückische daran: Oftmals schädigt diese Erkrankung den Sehnerv über lange Zeit ohne warnende Symptome. „Vielfach bemerken Betroffene erst etwas, wenn bereits eine erhebliche Sehminderung eingetreten ist“, erläutert Dr. Parasta. Unbehandelt droht im fortgeschrittenen Stadium die Erblindung. Ursachen für ein Glaukom, so der medizinische Fachbegriff, sind meist ein erhöhter Augeninnendruck und dadurch bedingte Schädigungen des Sehnervs.

Wer ist betroffen? Mit fortschreitendem Alter steigt das Risiko einer möglichen Erkrankung. Aus diesem Grund raten Augenärzte Menschen in der zweiten Lebenshälfte zu regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen – insbesondere bei familiärer Vorbelastung oder erhöhtem Blutdruck.

Was hilft? Als effektive und verträgliche Standard-Therapie haben sich bei frühzeitiger Diagnose Augentropfen millionenfach bewährt. Bei einer Unverträglichkeit dagegen oder einer unzureichenden Drucksenkung können neuartige Glaukom-Implantate wie das XEN-Gel-Stent oder iStent helfen. „Diese regeln den Augendruck ähnlich wie ein Ventil“, erklärt der Facharzt. Erreicht wird dies bei der bei XEN-Variante durch einen kleinen Schlauch aus biologischem Kollagen, der – über einen winzigen Schnitt in der Hornhaut - ins Auge implantiert wird. Über ihn fließt das Augeninnenwasser in das Venensystem der Bindehaut und wird von dort abtransportiert. Der minimal-invasive Eingriff wird von den Krankenkassen übernommen (die Sachkosten des Mikroimplantats müssen jedoch zuvor beantragt und genehmigt werden). Ob diese Methode im Einzelfall geeignet ist, zeigen eingehende Untersuchungen zuvor. Bei ausgeprägten Krankheitsbildern gibt es verschiedene weitere (mikrochirurgische) OP-Verfahren. Diese haben alle das Ziel, den Augendruck zu senken und den Abfluss des Kammerwassers zu verbessern.

Liegen ein Grauer und ein Grüner Star zusammen vor, so kann in einer Sitzung der Graue Star operiert und in der gleichen Sitzung das Glaukom-Implantat eingesetzt werden. „Das erspart dem Patienten eine weitere Operation und kann die Tropftherapie ersetzen“, so Dr. Parasta.

Augeninfarkt

Die Gefahren eines Herzinfarkts kennen wir alle. Dass aber auch unsere Augen einen Infarkt erleiden können, wissen die wenigsten. „Wie beim Schlaganfall oder Herzinfarkt kommt es dabei am Sehnerv oder an der Netzhaut zu einem Gefäßverschluss“, erklärt Dr. Parasta. „Dieser führt zu einer akuten Unterversorgung des Nervengewebes im Auge und somit zu einem schnellen Versagen der Nervenfasern oder Photorezeptoren.“ Die Folgen: eine Abnahme der Sehleistung (bis hin zur vollständigen Erblindung in schweren Fällen), Verlust des Farbsinns und Gesichtsfeldausfälle.

Wer ist betroffen? Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko einer Erkrankung. Schätzungsweise liegt es bei den bis 60-jährigen bei einem und bei den bis 70-jährigen bei ca. vier Prozent.

Was hilft? „Leider gibt es keine tatsächliche Heilung der Schäden nach einem Augeninfarkt“, betont Dr. Parasta. „Wichtig ist es, zunächst alles zu tun, um die Durchblutungssituation am Auge zu verbessern.“ Helfen können abschwellende Medikamente und Cortison sowie in manchen Fällen Infusionstherapien zur Verbesserung der Durchblutung. „Sehr wichtig – vor allem um einem zweiten Infarkt vorzubeugen - ist das Erkennen und Behandeln von Risikofaktoren wie etwa Bluthochdruck“, betont der Experte. Um das Absterben weiterer Nervenzellen zu verhindern, setzt Dr. Parasta auf ein innovatives Reizstromverfahren – die sogenannte EBS-Therapie. „Diese Methode hat zum Ziel, die noch lebenden Zellen und somit das verbleibende Gesichtsfeld zu erhalten“, so der Facharzt. „Bei manchen Patienten führt die neuartige Therapie sogar zur Verbesserung des Sichtfelds und einer besseren Sehfunktion. Sie macht jedoch nur dann Sinn, wenn sie möglichst bald nach dem Infarkt angewendet wird und noch lebende Nervenzellen vorhanden sind.“

Wenn die Netzhaut erkrankt...

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist die häufigste Ursache starker Sehbehinderungen im hohen Alter. Schätzungsweise vier Millionen Menschen leiden hierzulande darunter. Stoffwechselstörungen führen dabei zur Zerstörung von Sehzellen im Zentrum der Netzhaut (Makula). Da die übrige Netzhaut nicht betroffen ist, kommt es in der Endstufe nicht zu einer völligen Erblindung, die Raumorientierung bleibt erhalten. Das Risiko daran zu erkranken wächst mit zunehmendem Alter. Deshalb empfehlen Ärzte jährliche Untersuchungen ab dem 50. Lebensjahr.

Was hilft? In den weitaus meisten Fällen diagnostiziert der Augenarzt eine Trockene Makuladegeneration. Diese Form der Erkrankung ist durch einen langsamen Untergang der Lichtrezeptoren im Sehzentrum gekennzeichnet. Medikamente wie hoch dosiertes Lutein können in diesem Fall das Fortschreiten verzögern. Bei der wesentlich aggressiveren Feuchten Makuladegeneration ist eine schnelle und nachhaltige Therapie erforderlich. Dafür werden Medikamente in das Augeninnere injiziert. Vorbeugen kann man dieser Erkrankung nur bedingt, da Alter und Erbanalagen die größten Risikofaktoren sind. Positiv auswirken können sich aber eine gesunde mediterrane Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren, der Verzicht auf Nikotin sowie stets ein guter UV-Schutz für die Augen.
 

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