Psycho-Physiognomik – Zusammenspiel von Körper und Seele www.thinkstockphotos.de

Psycho-Physiognomik – Zusammenspiel von Körper und Seele

Bei der ersten Begegnung ordnen wir unserem Gegenüber einen gewissen Charakter zu. Mal bestätigt sich dieser Eindruck, mal werden wir vom Gegenteil überzeugt. Es gibt viele Studien, die behaupten, man könne anhand von Körper- und Gesichtszügen auf seelische Eigenschaften schließen. Aber ist das wirklich möglich?

Was ist Psycho-Physiognomik?

Der Begriff Psycho-Physiognomik stammt aus dem griechischen und beschreibt die Verbindung zwischen der äußeren Gestalt und dem Wesen beziehungsweise dem Charakter eines Menschen. Die Psycho-Physiognomik hat es sich zur Aufgabe gemacht die veränderten Formen und Ausdrucksareale, vor allem die des Gesichtes, zusammenzufassen und zu interpretieren.

Grundlage für die Analysen bietet eine einfache These: Unsere Erziehung, unsere Umwelt und unsere Erlebnisse, spiegeln sich in unserem Aussehen wieder. Hierzu gehören beispielweise Geselligkeit, Willenskraft oder Lebensgenuss.

Die Suche nach Verbindungen zwischen Körper und Geist führt immer wieder zu neuen Erkenntnissen. So auch in einer australischen Studie der University of Western Australia in Perth (UWA), die in den „Biologie Letters“ der brittischen Royal Society erschienen ist.

Das Gesicht: Der Spiegel zur Seele?

Auch wenn der Begriff Psycho-Physiognomik höchst wissenschaftlich klingt, ist es dennoch ein alltäglicher Vorgang. Jeden Tag bewerten wir Personen spontan nach ihrem Aussehen. Dabei schließen wir unter anderem auf seelische Eigenschaften, obwohl wir die Person überhaupt nicht kennen.

„Den ersten Eindruck von einem Menschen bilden wir uns oft anhand seines Gesichts“, erklärt Gillian Rhodes. Sie ist Psychologin an der UWA. Dort leitete sie eine psycho-physiognomische Untersuchung, bei der es um die Erkennung beziehungstypischer Verhaltensweisen bei männlichen und weiblichen Gesichtszügen ging.

Aufbau der Studie

Hierfür zeigte man 34 Männern und Frauen Portfolios von wildfremden Menschen des anderen Geschlechtes. Anschließend bat man die Testpersonen Aussagen über die Einstellung der gesehenen Personen zu Beziehungen und Treue zu treffen. Den Männern zeigte man 88 weibliche Gesichter, 101 männliche Gesichtsbilder führte man den Frauen vor.

Ergebnis der Studie

Aus den Angaben der 68 Personen arbeiteten die Forscher heraus, welche Gesichtszüge vermehrt mit einem treuen und welche mit einem untreuen Beziehungsverhalten in Verbindung gebracht wurden. Männer stuften solche Frauen als untreu ein, die besonders attraktive und feministische Gesichtszüge aufwiesen. Umgekehrt unterstellten Frauen den Männern mit maskulinen Gesichtern Untreue.

Als man die Aussagen der fotografierten Menschen heranzog, ergab sich das für die Psycho-Physionomik benötigte Ergebnis. 62 Prozent der Frauen hatten bei der Einschätzung der männlichen Personen Recht. Umgekehrt lagen nur 23 Prozent der Männer mit ihren Vermutungen richtig.

Wert der psycho-physiognomischen Aussagen

Es lässt sich also nicht mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass ein Mann mit auffallend maskulinen Gesichtszügen automatisch untreu ist oder die Nase Aufschluss über den Willen zur Selbstverwirklichung gibt. Genauso wenig zeugt ein ausgeprägter Unterkiefer immer sicher von Durchsetzungsvermögen und ein starkes Kinn von einem hohen Selbstwertgefühl.

Vielmehr legt die Psycho-Physiognomik einen Hang zu gewissen Charaktereigenschaften fest. Deshalb kann es durchaus sein, dass Menschen mit besonders auffälligen und individuellen Gesichtszügen ein Entwicklungspotential zu verschiedenen Verhaltensmustern und Charaktereigenschaften haben. Verallgemeinern lässt sich diese These aber gewiss nicht.