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Meditation – Mode oder Hilfe für den Geist?

Meditation als kurze Auszeit aus dem Alltagsstress? Prof. Dr. med. Curt Diehm gibt in seinem heutigen Gastbeitrag seine Einschätzung dazu ab.
Man liest und hört es immer häufiger. Leistungsträger ziehen sich für kurze Zeit während des Arbeitsalltags zurück, um für einige Minuten zu meditieren. Selbst bekannte Top-Manager bekennen sich zu dieser Methode.

Haben wir es bei dieser Kurzform der Meditation oder auch anderen Meditationstechniken nun mit einer kurzfristigen Modeerscheinung zu tun oder kann diese besondere Form der Konzentrationsübung wirklich helfen?

Ich halte Meditation für eine ideale Methode, um Stress dauerhaft abzubauen. Meditation dient zur Entspannung des Körpers und kann einen inneren Raum der Ruhe schaffen. Meditation hilft auch zur Selbstregulation negativer Emotionen. Wer die Techniken anzuwenden weiß, sollte neben dem Stressabbau auch seine Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit verbessern können.

Wie bei anderen Dingen gilt auch für Meditation: diese Technik ist erlernbar. Allerdings kann der Weg lang und steinig sein. Niemand ist nach ein oder zwei Stunden Einweisung in der Lage, Meditation zu beherrschen. Wichtig ist beispielsweise als einer der ersten Schritte die Atemachtsamkeit. Die Kontrolle über die eigene Atmung ist auch psychotherapeutisch hilfreich, etwa bei der Therapie von Panikattacken.

Meditation senkt sehr eindrucksvoll die vegetative Erregung. Der Blutdruck sinkt, die Herzfrequenz geht zurück und die Atmung verlangsamt sich. Man kann heute die Effekte von Meditation beispielsweise mit kernspintomographischen Untersuchungen dokumentieren. Es kommt zu strukturellen Veränderungen in den durch das Training angesprochenen Hirnarealen.

Mediation gegen den Schmerz

In den USA wurde das Mindfullness Based Stress Reduction Programm, kurz MBSR, entwickelt, um unter anderem chronischen Schmerzpatienten zu helfen, die mit anderen Behandlungsmethoden austherapiert waren. Bei dieser Methode wird der Patient angehalten, seinen eigenen Körper quasi zu scannen. Die Aufmerksamkeit wandert systematisch durch den Körper. Mit der Zeit verfeinert sich die „innere Landkarte“ und das Gespür für den eigenen Körper. Bereits nach einer achtwöchigen Trainingsphase sind strukturelle Veränderungen im Bereich der Hippocampus Region feststellbar. Das gilt sowohl für Sitzmeditation als auch für Yoga.

Kurse, die MBSR vermitteln, gibt es mittlerweile auch bei uns. Sie dauern in der Regel zunächst acht Wochen. Achtsamkeitsbasierte Methoden werden heute auch zunehmend in Schulen angewandt. Viele Schüler zeigen bekanntlich Stresssymptome wie Kopfschmerzen und Gereiztheit. Spezielle Lernprogramme mit dieser Technik gibt es auch für Autofahrer, um geduldiger, sicherer und ohne die Nerven zu strapazieren durch den Verkehr zu steuern. Meditation, ursprünglich im Fernen Osten entwickelt, kann uns also durchaus im Alltag nützen.

Der Autor

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.





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