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Tee - Gesundheit aus der Tasse

Gerade bei kalten Temperaturen tut eine warme Tasse Tee gut. Nicht nur zum Aufwärmen, wie Prof. Dr. med. Curt Diehm erklärt.
„Man trinkt Tee, damit man den Lärm der Welt vergisst.“ Gerade in der Winterzeit ist viel Wahres an diesem Spruch eines chinesischen Philosophen. Tee kann bei der Entschleunigung helfen und so eine echte Wohltat sein. Dabei darf nur der Aufguss aus der echten Teepflanze laut ISO Norm als „Tee“ bezeichnet werden. Aufgüsse aus Kräutern oder Früchten werden als „teeähnliche“ Getränke bezeichnet.

Wie nun bereitet man Tee optimal zu? Und welche Wirkung erzeugt welche Sorte?

Schwarzer Tee:

Schwarzer Tee ist der beliebteste und am meisten getrunkene Tee. Die wichtigsten Schwarzteesorten sind Asam, Ceylon, Darjeeling und Keemun. Damit sich alle Inhaltsstoffe voll entfalten können, müssen Schwarztees prinzipiell mit kochend heißem Wasser überbrüht werden. Schwarztee sollte rund vier Minuten ziehen. Das Wasser sollte relativ weich sein. Dadurch kommt das Aroma besser zur Geltung. Kalkhaltiges Wasser sollte – wenn möglich – enthärtet werden. Manchmal hilft auch längeres Kochen. Man kann schwarzen Tee aber nicht nur trinken. Nehmen Sie einen getränkten Teebeutel und legen ihn auf die Augen. Die im Schwarztee enthaltenen Gerbstoffe wirken adstringierend, Falten werden dadurch reduziert. Lokalbehandlung bei Augenringen: Einfach zwei Pads mit kaltem schwarzem Tee (sollte mindestens 8 Minuten gezogen haben) auf die Augen legen.

Amerikanische Studien haben gezeigt, dass Katechine im Schwarztee Kariesbakterien hemmen. Der hohe Fluoridgehalt schützt zudem den Zahnschmelz. Achtung: Zuviel Schwarztee kann die Zähne gelb verfärben.
Die antibakteriell wirksamen Gerbstoffe sind zudem hilfreich bei Beschwerden des Magen-Darm Traktes.

Grüner Tee

Sencha ist die meist getrunkene Teesorte in Japan. Beim Grünen Tee ist darauf zu achten, dass das Aufgusswasser nicht wärmer als 90 Grad Celsius ist. Sonst wird der Tee zu bitter. Die Ziehzeit sollte bei rund zwei Minuten liegen. Grüner Tee kann bis zu dreimal aufgegossen werden. Vielfach ist die heilende Wirkung von Grüntee untersucht worden.

Auf Grund einer fehlenden Fermentation enthält der grüne Tee große Mengen an dem Antioxidanz EGCG, das unter anderem das Brustkrebsrisiko mindern soll. Internationale Studien zeigen auch, dass grüner Tee einen günstigen Effekt auf den Cholesterinspiegel hat. Offenbar sprechen auch Rheuma und Gicht gut auf grünen Tee an. Bei Forschungen am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin fanden Wissenschaftler heraus, dass EGCG giftige Eiweißablagerungen unschädlich machen kann. Solche Ablagerungen kommen zum Beispiel bei der Alzheimerkrankheit vor.

Wie der schwarze Tee enthält der Grüntee Fluoride, die vor Karies schützen. Bereits eine Tasse pro Tag beugt Zahnfleischerkrankungen vor. Dafür verantwortlich ist offenbar der Bitterstoff Catechin.

Im grünen Tee finden sich Polyphenole, die freie Radikale binden und somit einen günstigen Einfluss auf das Immunsystem besitzen. Polyphenole hemmen auch das Bakterienwachstum. Laut einer Studie der japanischen Tohoku Universität senken 5 Tassen grüner Tee täglich das Herzinfarktrisiko bei Frauen um circa 30 Prozent.

Hilft grüner Tee beim Abnehmen?

Bestimmten Gerbstoffen im grünen Tee werden eine Gewichtsreduzierende Wirkung nachgesagt. Dies wurde in einer holländischen Untersuchung überprüft. Eine Meta-Analyse berücksichtigte dabei elf randomisierte Untersuchungen mit einer Laufzeit von jeweils 12 Wochen. Die Studie zeigte, dass Patienten, die grünen Tee tranken, nach 12 Wochen eine Gewichtsreduktion von im Mittel 1,3 kg aufwiesen im Vergleich zu Patienten, die ein Scheinmedikament bekamen. Die Autoren sind der Auffassung, dass grüner Tee ein effektives Mittel zur Gewichtsabnahme darstellt.

Mundkrebs: Grüner Tee kann Krebsvorstufen vertreiben

Grüner-Tee-Extrakt (GTE) hat in einer amerikanischen prospektiven und randomisierten Untersuchung bei 41 Hoch-Risikopatienten gezeigt, dass Krebsvorstufen der Mundschleimhaut erfolgreich behandelt werden konnten.
In der Studie kamen drei Dosierungen des GTE zur Anwendung im Vergleich zu einer Placebogruppe. Es zeigte sich, dass fast 60 Prozent der Patienten in der höheren Dosierungsgruppe klinisch auf die Therapie angesprochen haben, in der Placebogruppe nur 18,2 Prozent der Fälle. Außerdem verbesserte die Behandlung mit GTE auch die feingeweblichen Untersuchungen und auch eine Reihe von Blutmarkern.

„Asiatisches Paradox“

In Asien gibt es Gebiete, in denen die Menschen stark rauchen. Trotzdem treten in diesen Regionen vergleichsweise wenig Herz-Kreislaufkrankheiten und Krebsfälle auf. Forscher der Yale-School of Medicine sind diesem “Asiatischen Paradoxon” nachgegangen. Sie vermuten, dass der Schlüssel zu der bemerkenswerten Gesundheit dieser dem Tabakkonsum äußerst zugeneigten Personen beim intensiven Teegenuss liegen könnte. Sie analysierten mehr als 100 Studien zum Thema Grüntee. Daraus ergab sich insbesondere die These, nach der ein durchschnittlicher Tageskonsum von 1,2 Litern des Aufguss-Getränks durch die Zufuhr von Antioxidantien vor Krankheiten schützt. Die Forscher vermuten eine Unterbindung des Tumorwachstums durch eine Verbesserung der Verdauungsfunktion, Schutz der Augen und Haut, Linderung von Arthritis sowie positive Auswirkungen auf den Alkoholstoffwechsel und damit einen Schutz der Leber, der Nieren und der Bauchspeicheldrüse.

Grüner Tee beeinflusst auch die kognitive Leistungsfähigkeit. Die Wirkung von Tee hält diesbezüglich länger an als die von Kaffee.

Weißer Tee

Weißer Tee gehört zu den edelsten und teuersten Sorten. Weißer Tee wird in China als „Elixier der Unsterblichkeit“ bezeichnet. Er ist teilfermentiert und eher mild im Geschmack. Durch seinen hohen Gehalt an Antioxidantien (Polyphenolen) soll er der Zellalterung entgegenwirken, Entzündungen hemmen und das Krebsrisiko senken. Das Wasser sollte bei der Zubereitung nicht mehr kochend sein und die Ziehzeit liegt wie bei grünem Tee bei zwei Minuten.

Einige Hautärzte empfehlen eine lokale Behandlung der Haut mit weißem Tee. Dies soll einer vorzeitigen Hautalterung entgegenwirken. Einige Hautärzte sind der Auffassung, dass Dank des hohen Vitamin C und Vitamin E Gehaltes weißer Tee Hautschäden durch UV-Strahlung vorbeugt.
Folgendes Konzentrat wird empfohlen: 1 TL Tee und 100 ml Wasser (bei 70 Grad 5 Minuten ziehen lassen) und morgens und abends als Gesichtswasser nutzen. Zur Herstellung einer Gesichtsmaske einfach Kompressen mit Tee tränken, auflegen und 10 Minuten einziehen lassen.

Da die Teeknospen keinen bitteren Geschmack annehmen, können sie in der Kanne bleiben und ein zweites und sogar ein drittes mal übergossen werden. Pro Tasse empfehlen Tee-Experten einen halben Teelöffel Tee. Weißer Tee enthält bis zu 5 Prozent Koffein, Grüntee dagegen nur etwa 2 bis 3 Prozent.

Oolong-Tee:

Oolong-Tee ist ein halbfermentierter Traditionstee aus China, der einen leicht nussartigen Geschmack aufweist. Er kann mehrmals aufgegossen werden, ohne dass er an Geschmack verliert. Die Ziehzeit des Oolong-Tees liegt bei etwa drei Minuten.

Eine japanische Studie hat gezeigt, dass Oolong-Tee zu einer deutlichen Gewichtsabnahme führt. Gerbstoffe dieses Tees hemmen jene Enzyme, die das Fett aus der Nahrung in den Körper überführen. Die in diesem Tee enthaltenen Saponine hemmen Fett aufspaltende Enzyme in der Bauchspeicheldrüse. So wird ein Teil des Fettes unverdaut ausgeschieden. Außerdem kurbelt das Koffein im Oolong-Tee die Fettverbrennung an. Oolong wird von den Forschern als „Fettblocker“ bezeichnet, der uns zumindest teilweise vor Kalorien in der Nahrung schützt. Oolong-Tee kann heiß und kalt getrunken werden.

TIPP: Mixen Sie Oolong-Tee mit Jasmintee, so nehmen Sie dem Tee den strengen Geschmack und bremsen sogar noch Heißhunger auf Süßes. Der Grund: Jasmintee hält den Blutzuckerspiegel stabil. Tee sollte man am besten zu den Mahlzeiten trinken.

Rooibos Tee

Rooibos Tee stammt aus den Nadeln des südafrikanischen Rotbuchstrauches. Ob als Maske oder Getränk - Rooibos hat günstige Wirkungen auf die Haut, etwa bei Ekzemen, Sonnenbrand und allergischen Hauterscheinungen. Ätherische Öle werden dafür verantwortlich gemacht. Rooibos Tee enthält kein Koffein und hat somit keine Kreislaufwirkungen. Er ist reich an Mineralien wie Eisen, Fluor, Zink, Magnesium, Kalium und Vitamin C. Wenn Rooibos Tee lange zieht, wird er dunkel. Auch der Geschmack wird deutlich intensiver.

Zum Autor

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.

Hier finden Sie alle Beiträge der Serie Gesund mit Diehm
 

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