Experteninterview: Impfaufklärung bei Erwachsenen thinkstockphotos.de

Experteninterview: Impfaufklärung bei Erwachsenen

Wann haben Sie das letzte Mal Ihren Impfausweis gecheckt? Allgemeinmediziner Thomas Klemme erklärt im Interview, warum eine Impfaufklärung bei Erwachsenen so wichtig ist.
Gesuendernet.de: Herr Klemme, Ihre Einschätzung: Herrscht eine Art Impfmüdigkeit unter deutschen Erwachsenen?
Thomas Klemme: Von Impfmüdigkeit würde ich nicht unbedingt sprechen. Ich würde eher sagen, dass sie nicht an ihren Impfstatus denken. Wenn man Erwachsene auf das Thema anspricht, habe ich die Erfahrung gemacht, dass Sie in der Regel stark interessiert am Thema sind. Häufig kann man die Patienten über Impfungen aufklären, wenn Sie Fernreisen planen und deshalb einen Arzt aufsuchen.

Gesuendernet.de: Was meinen Sie, wie man die Menschen noch stärker für das Thema Impfschutz sensibilisieren kann?
Thomas Klemme: Eine Möglichkeit wäre, tatsächlich die Ärzte mehr zu sensibilisieren, sodass diese ihre Patienten mal nach ihrem Impfausweis fragen und diesen checken. Der Patient selber sollte darauf achten, wenn er zur alljährlichen Gesundheitsuntersuchung geht, seinen Impfausweis dabei zu haben, damit er kontrolliert werden kann.

Gesuendernet.de: Bei welchem Arzt lasse ich meinen Impfausweis denn am besten checken?
Thomas Klemme: Man kann damit beispielsweise zum Gynäkologen oder zum Allgemeinmediziner beziehungsweise zum Hausarzt gehen. Die führen die Impfung am Ende auch durch. Alternativ kann man sich auch in Gesundheitszentren informieren.

Gesuendernet.de: Es gibt Impfungen, die man als junger Erwachsener auffrischen sollte. Welche sind das?
Thomas Klemme: Es gibt einen Impfkalender, den die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut jährlich vorstellt. Dort sind im Kindesalter neun Impfungen empfohlen, die bis zum 18. Lebensjahr abgeschlossen sein sollten. Danach sollte man im Erwachsenenalter Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Pneumokokken und eine Influenza-Impfung auffrischen, beziehungsweise machen lassen.

Gesuendernet.de: Viele haben Vorbehalte gegen eine Grippeimpfung. Raten Sie Ihren Patienten zu einer solchen Impfung?
Thomas Klemme: Es gibt bestimmte Risikogruppen, denen man dazu raten sollte. Das sind beispielsweise Patienten ab 60, bei denen das Immunsystem langsam nachlässt.

Gesuendernet.de: Zu welchen Impfungen raten Sie generell?
Thomas Klemme: Beispielsweise zur Impfung gegen Hepatitis – eine Krankheit, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausrotten will.

Hintergrund:
Das Interview haben wir im Rahmen der Aktion „Der Impf-Truck tourt durch Deutschland“ geführt. Seit April fährt der Truck durch Großstädte, um Menschen vor Ort über Impfungen zu informieren und Beratungsmöglichkeiten anzubieten.

Der Impf-Truck macht noch in folgenden Städten jeweils von 10 bis 18 Uhr Halt:

02.06.2016: Willy-Brandt-Platz Essen mit Kristina Bach

09.06.2016: Wandsbek Markt Hamburg mit Udo Walz

17.06.2016: Konstablerwache Frankfurt mit Ulrike Kriener

24.06.2016: Boulevard Berlin mit Udo Walz