Gesundheit verstehen, bevor Krankheit entsteht – mit dieser Vision haben die drei Ärzte Dr. Max Griessinger, Dr. Mario Gietl und Dr. Clemens Klingler 2020 das Health-Tech-Unternehmen MoleQlar in München gegründet. Ihr Ansatz: präventive Medizin statt reaktiver Therapie. Mit wissenschaftlich fundierten Nahrungsergänzungsmitteln, innovativen At-Home-Diagnostiktools und einer eigenen Forschungsplattform möchten sie das Thema Longevity aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft in den Alltag bringen. Ziel ist es, die Zellgesundheit messbar zu machen und Menschen in die Lage zu versetzen, ihre Gesundheit aktiv und eigenverantwortlich zu gestalten.
Im Interview erklären die Gründer, wie aus der Idee während des Medizinstudiums ein dynamisches Unternehmen mit 25-köpfigem Expertenteam wurde, warum Transparenz im oft unübersichtlichen Supplement-Markt für sie oberste Priorität hat – und welche Rolle Künstliche Intelligenz und Personalisierung in der Zukunft der Gesundheitsvorsorge spielen.
GesuenderNet: MoleQlar verfolgt das Ziel, ein längeres und gesünderes Leben zu ermöglichen. Was war der ausschlaggebende Moment, der Sie dazu motivierte, dieses Unternehmen zu gründen?
Dr.med.univ. Mario Gietl: Im Medizinstudium bekommt man ein tiefes Verständnis vom menschlichen Körper und lernt, wie man dieses Wissen dann anwendet, um Krankheiten symptomorientiert zu behandeln. Das ist auch verständlich vor dem Hintergrund, dass das Studium auf die Arbeit in Kliniken und Krankenhäusern vorbereiten soll. Wir hatten allerdings schon seit jeher ein Interesse an Gesundheitserhaltung, funktioneller Medizin und Prävention. Dafür gab es bei uns im Studium praktisch keinen Raum. Es gibt aber so viel spannende Forschung da draußen, die sich mit dem Thema beschäftigt, und wir wollten dieses Wissen in die Praxis und in das Wohnzimmer von Menschen bringen. Die Zeit, diese Vision bereits in der Mitte vom Medizinstudium zu verwirklichen, hat uns dann die Corona-Pandemie und die Lockdown-Zeit gegeben, wo wir keine Praktika hatten (aufgrund des Patientenkontakts) und auch nur wenige digitale Vorlesungen. So einschneidend diese Zeit auch war für viele Menschen, für uns war sie mit MoleQlar der Beginn von etwas sehr Schönem, was das Leben für uns sehr stark verändert hat. Wir haben sozusagen unser Hobby und unsere Leidenschaft zum Beruf gemacht. Seit dem Abschluss des Medizinstudiums machen wir das alle Vollzeit und sind mit mittlerweile 25 Teammitgliedern eine große Gruppe von Experten, angefangen von Biochemikern, über Design-Spezialisten bis hin zu Ärzten.

Was unterscheidet MoleQlar von anderen Unternehmen im Bereich der Longevity und Gesundheitsoptimierung?
Wir waren von Anfang an, zu einer Zeit, wo noch niemand etwas von Longevity gehört hat, ganz klar als Longevity-Anbieter positioniert und haben uns das Thema nicht zu einem späteren Zeitpunkt angeeignet. Unsere Produkte beinhalten viel wissenschaftlichen Hintergrund, und wir machen die komplette Produktentwicklung immer noch selbst im Rahmen des ärztlichen Gründerteams, weil uns das sehr viel Spaß macht und weil uns viel an einer evidenzbasierten und nicht trendgesteuerten Formulierung liegt. Zudem haben wir eine sehr strenge Qualitätskontrolle. Bei uns wird jede einzelne Charge, die vom Band läuft, direkt von unabhängigen Laboren getestet auf Reinheit, Schwermetalle und fallweise auch Mikrobiologie oder Pestizide. Speziell in einem derart unregulierten Bereich, wie es der Supplement-Markt ist, weckt das Vertrauen bei den Konsumenten und gibt uns auch die Sicherheit und das gute Gewissen, dass wir nur hochqualitative Produkte anbieten. Und der vielleicht wichtigste Unterschied ist die Kombination von Nahrungsergänzungsmitteln und unserem Diagnostik-Bereich. Wir arbeiten bei MoleQlar Analytics daran, Gesundheitsbemühungen messbar zu machen und den Menschen möglichst personalisierte und auf die eigene Biologie zugeschnittene Tipps zu geben, nicht nur was Supplements betrifft, sondern auch in den Lifestyle-Bereichen Sport und Ernährung. Und der letzte Punkt ist die Menge an Informationen. Wir haben hunderte, gut recherchierte Artikel bei uns im Magazin und auch einen eigenen Podcast (Beyond Lifespan, Anm. d. Red), wo wir spannende Biohacking- und Longevity Themen aufbereiten – alles komplett frei verfügbar.
Prävention statt Symptomtherapie – MoleQlar
Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse und Prinzipien fließen in die Entwicklung Ihrer Produkte ein?
Unsere Produkte orientieren sich an den sogenannten Hallmarks of Aging. Das sind die molekularen Grundlagen bzw. Kennzeichen des Alterungsprozesses. Erst waren es neun und mittlerweile wurden bereits einige weitere identifiziert. So wie sich die Forschung ändert, adaptieren wir auch unser Sortiment – damit unsere Kunden stets die neueste Forschung im Produkt haben. Bei jedem Rohstoff prüfen wir, ob er durch solide klinische Studien gestützt ist, und setzen bevorzugt auf Markenrohstoffe, die in Forschungs- und klinischen Kontexten validiert wurden. Wir arbeiten in der Hinsicht streng evidenzbasiert und entwickeln Produkte, die individuell sinnvoll und bioverfügbar sind, statt nur den Markttrends zu folgen.
Mit Tools wie dem BioAge-Rechner und dem MoleQlar Profile Test bieten Sie personalisierte Gesundheitsanalysen an. Wie beeinflussen diese Daten die Produktempfehlungen für Ihre Kunden?
Der entscheidende Punkt ist Individualisierung. Unsere Tests, insbesondere der Proteomics-Ansatz, liefern tausende Biomarker, die wir KI-gestützt auswerten. Daraus entstehen konkrete Empfehlungen, die auf das persönliche Profil zugeschnitten sind. Unser Ziel ist es, dass niemand mehr pauschale Empfehlungen erhält, sondern ein Longevity-Regime, das zu seinen Daten, Zielen und Lebensstil passt. Ganz sind wir an dem Punkt noch nicht, aber dank der rapiden Entwicklung von künstlicher Intelligenz und der Anpassung von internen Protokollen sind wir auf dem besten Weg dahin.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung in Ihrer Unternehmensstrategie, insbesondere im Hinblick auf individuelle Gesundheitsdaten?
Digitalisierung ist das Fundament unserer Vision. Wir entwickeln eine eigene Omics-Plattform, die es erlaubt, Biomarker, Lifestyle-Daten und Supplement-Routinen in einer benutzerfreundlichen App zu verbinden. Man kann sich das wie einen digitalen Longevity-Buddy vorstellen, der langfristig begleitet und evidenzbasiert unterstützt. So wird Prävention nicht nur zugänglicher, sondern auch messbar.
In einer Zeit wachsender Skepsis gegenüber Nahrungsergänzungsmitteln: Wie begegnen Sie Bedenken auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit und Ethik Ihrer Produkte?
Skepsis ist gesund, denn sie führt zu besseren Entscheidungen. Gerade im Supplement-Markt ist der Wildwuchs und auch die Unseriosität enorm ausgeprägt. Für Konsumenten ist es leider sehr schwierig geworden, gut von weniger gut zu unterscheiden. Unser Ansatz ist maximale Transparenz: Jede Charge wird unabhängig getestet, die Ergebnisse sind auf unserer Website öffentlich einsehbar. Wir produzieren ausschließlich in zertifizierten Einrichtungen vorwiegend in Deutschland und Österreich und legen Wert auf nachhaltige Lieferketten, soweit das im globalen Rohstoffmarkt möglich ist. Und vor allem: Wir versprechen nichts, was nicht wissenschaftlich belegbar ist.
Diagnose trifft Supplement: Warum Personalisierung die Zukunft ist
Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um Transparenz in Bezug auf Inhaltsstoffe, Herkunft und Qualität Ihrer Produkte zu gewährleisten?
Zum einen durch unsere Laboranalysen, die jede Charge absichern. Zum anderen durch möglichst klare Kommunikation: Wir nennen, soweit möglich, die Herkunft unserer Rohstoffe, nutzen, wenn möglich, europäische Quellen und erklären offen, wenn dies nicht realisierbar ist. Auf unserer Website finden Kundinnen und Kunden Zertifikate, Testberichte und detaillierte Informationen zu jedem Produkt. In den allermeisten Fällen auch nützliche Erklär-Artikel im Magazin, die die wissenschaftliche Basis erläutern. Ganz so gut, wie wir gerne möchten, können wir aber über die Produkte auf unserer Website nicht informieren, weil wir uns als Inverkehrbringer auch an Gesetze halten müssen, die es uns verbieten, gewisse Aussagen zu treffen.
Welche Entwicklungen und Innovationen können wir in den kommenden Jahren von MoleQlar erwarten?
Wir arbeiten an einer noch stärkeren Personalisierung – man könnte sagen an der „Ultra-Personalisierung“. Das bedeutet: Handlungsempfehlungen, die sich in Echtzeit an biometrische Daten (Wearables, Omics, Fragebögen…) anpassen. Außerdem bauen wir unsere digitale Plattform weiter aus und werden neue, evidenzbasierte Wirkstoffe in unser Portfolio aufnehmen. Innovation bedeutet für uns immer: wissenschaftlich fundiert, transparent und praktisch nutzbar.
Wie sehen Sie die Zukunft der Longevity-Industrie, und welche Rolle wird MoleQlar dabei spielen?
Die Zukunft gehört einer datengetriebenen Präventionsmedizin. Wir werden wegkommen von standardisierten Supplement-Kombinationen und hin zu hochindividualisierten Gesundheitsstrategien. MoleQlar möchte hier eine Vorreiterrolle einnehmen, als Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Technologie und Mensch. Unser Ziel ist klar: wir wollen Menschen befähigen, länger gesund zu leben, und zwar mit Wissen, Daten und den richtigen Tools.
Weitere Informationen: moleqlar.com