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Ambrosiapollen – Die neuen Allergieauslöser? thinkstockphotos.de

Ambrosiapollen – Die neuen Allergieauslöser?

In Amerika gilt sie als Hauptauslöser für Heuschnupfen und Allergien. Nun breitet sie sich auch innerhalb Europas immer weiter aus: Die Ambrosia. Mutiert die Pflanze auch in Deutschland zu einem Gesundheitsrisiko?
Die Ambrosia (ambrosia artemisiifolia), auch Beifußblättriges Traubenkraut, Ragweed oder Beifuß-Ambrosie genannt, ist eine aus Nordamerika nach Europa eingeschleppte Pflanze aus der Familie der Korbblütler. Sie ähnelt dem Beifuß und besitzt ein enorm hohes Allergiepotenzial.  Ihre Pollen, die in den USA als Hauptauslöser von Allergien gelten, zählen zu den stärksten Inhalationsallergenen weltweit.  

Ambrosiapollen – Der Schrecken aller Allergiker

Allein eine Pflanze produziert bis zu einer Milliarde Pollen. Dabei können schon kleinste Pollenmengen bei Ambrosia-sensibilisierten Personen allergische Reaktionen hervorrufen. Zwar schüttet die Birke mit etwa 5,4 Millionen Pollen pro Blütenstand ebenfalls eine enorme Menge  Allergene aus, diese sind aber längst nicht so aggressiv wie die der Ambrosiapollen. Normalerweise sprechen Meteorologen erst bei einer Konzentration von 21 bis 50 Pollen pro Kubikmeter Luft von einer starken und bei über 50 Pollen von einer sehr starken allergischen Belastung. Ambrosiapollen hingegen, lösen bei Allergikern bereits bei einer Konzentration von 10 Pollen pro Kubikmeter ähnliche heftige allergische Reaktionen aus. Diese können von allergischem Schnupfen, über Bindehautentzündung, bis hin zu allergischem Asthma reichen. Stark empfindliche Personen reagieren sogar bereits bei ein bis drei Pollen pro Kubikmeter Luft.

Damit ist die Pflanze weit aggressiver als gewöhnliche Birken- oder Gräserpollen. Haben sensibilisierte Personen direkten Hautkontakt mit den Blättern oder Stängeln der Ambrosia, kann zudem eine Kontaktallergie in Form von Hautirritationen und Juckreiz auftreten.

Daneben ist das Traubenkrautgewächs äußerst hartnäckig, sodass die Bekämpfung der Pflanze in manchen europäischen Ländern, wie zum Beispiel der Schweiz, sogar durch das Pflanzenschutzgesetz vorgeschrieben ist.  Eine einzige Ambrosiapflanze kann bis zu 60 000 Samen ausbilden, die bis zu vierzig Jahre im Boden keimfähig bleiben. Nicht ohne Grund belegt Ambrosia Platz fünf der 100 schlimmsten invasiven gebietsfremden Arten in Europa (100 of the worst invasive alien species). Auf dieser von internationalen Experten zusammengestellten Liste werden in Europa eingewanderte Pflanzen mit schädlichem Einfluss auf die biologische Vielfalt und Landwirtschaft aufgeführt.

Verbreitung der Ambrosia in Europa

Doch wie gelangten die unerwünschten Einwanderer überhaupt nach Europa? Vor 100 Jahren kamen Ambrosia-Samen vermutlich mit Getreide- und Kleesaatgut aus Amerika nach Europa. Innerhalb der europäischen Länder verbreiten sich die Ambrosiasamen heute vor allem durch verunreinigtes Vogelfutter, durch den internationalen Handels- und Güterverkehr sowie durch Erdtransporte im Zuge von Bauarbeiten.

Bereitet die Pflanze Ländern wie Ungarn, Serbien, Kroatien, Frankreich und Italien schon länger Probleme, wurde in Deutschland erst seit 2006 eine wachsende Population der Pflanze beobachtet. Betroffen sind vor allem Gebiete im Süden und Osten Deutschlands, wie z.B. der Niederlausitz, Südhessen, Bayern und Baden-Württemberg. Auch in einzelnen Städten, wie Berlin wurden vereinzelt größere Ambrosia-Vorkommen gefunden.

Ambrosiapollen als Gesundheitsrisiko für Deutsche?

Im Zuge des Klimawandels erwarten die Experten des Julius Kühn-Instituts, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, eine weitere Ausbreitung der Pflanze in andere Regionen Deutschlands. Damit verbunden, rechnen die Wissenschaftler auch mit einer Zunahme von Allergiepatienten. In Forschungsprojekten der Uni Wien und der Freien Universität Berlin konnte gezeigt werden, dass das Fortschreiten der Ambrosiaallergie mit einer höheren Ambrosiapollenbelastung einhergeht. So leiden bereits 25 Prozent der Bevölkerung in Ungarn, wo die Pflanze bereits weit verbreitet ist, an einer Ambrosiapollenallergie.

Bekämpfung der Ambrosia

Um die zunehmende Ausbreitung in Europa zu verhindern, wurde das EU-geförderte Programm „Halt Ambrosia“ zur Bekämpfung der Ambrosia-Pflanze auf die Beine gestellt. Ein Projekt unter Koordination des Julius Kühn-Instituts, an dem sich neben Deutschland auch Dänemark, Ungarn Österreich und Slowenien beteiligen.

Auch einzelne deutsche Bundesländer ergreifen Initiative. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) ruft seit 2007 jährliche zu einem Aktionsprogramm zur Ambrosiabekämpfung auf. Demnach sollte jeder, der eine Ambrosia-Pflanze in seinem Garten findet, diese mitsamt der Wurzel entfernen und in einer Plastiktüte im Hausmüll entsorgen. Dabei ist es ratsam Handschuhe und gegebenenfalls auch einen Mundschutz zu tragen. Größere Bestände (mehr als 100 Pflanzen) sollten der örtlichen Stadtverwaltung oder Kreisverwaltungsbehörde gemeldet werden.

Auswirkungen der Ambrosiapollen für Allergiker

Die meisten aggressiven Ambrosiapollen konzentrieren sich im August und September in der Luft.  Insgesamt blüht die Pflanze von Juli bis Oktober, produziert Pollen jedoch bis zu ihrem Absterben beim ersten Frost. Dadurch verlängert sich die Allergiezeit für Betroffene bis in den Herbst.

Besonders von den Ambrosiapollen gefährdet sind Personen, die bereits unter einer Allergie gegen andere Korbblütler leiden, zum Beispiel gegen Beifuß. Da die Allergene beider Pollenarten in 80 Prozent ihrer Proteine übereinstimmen, kommt es häufig zu Kreuzreaktionen. Das heißt, Personen, die gegen Beifußpollen allergisch sind, reagieren sehr wahrscheinlich auch auf Ambrosiapollen. Zudem können auch mit Gräserpollen Kreuzreaktionen auftreten.

 

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