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Was tun bei Alterssichtigkeit?

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Brille, Kontaktlinsen oder Linsenimplantation – Das sind die besten Methoden, um im Falle von Alterssichtigkeit wieder scharf zu sehen.
Zwischen 40 und 50 ist es meist vorbei mit dem problemlosen Lesen von Zeitung, Büchern oder Emails: Alterssichtigkeit trifft fast jeden in den „besten Jahren“. Dank Brille, Kontaktlinsen oder Linsenimplantation lässt sich das Volksleiden gut ausgleichen. Doch was ist wann für mich die beste Lösung? Und wo liegen Vor- und Nachteile der Alternativen? Klarheit bringt unser Experten-Überblick.

Wenn sich Zeitungstexte plötzlich nur noch mit ausgestrecktem Arm lesen und klein geschriebene SMS kaum noch entziffern lassen, steckt dahinter meist Alterssichtigkeit, auch Altersweitsichtigkeit genannt. „Diese Sehschwäche ist Folge einer altersbedingt nachlassenden Elastizität unserer Augenlinse“, erklärt Dr. Amir-M. Parasta, Ärztlicher Leiter des „augenzentrums“ in München. „Dadurch bereitet es den Linsen zunehmend Probleme, sich flexibel auf wechselnde Entfernungen einzustellen.“ Die Folge: Das Lesen im Nahbereich ist über kurz oder lang nur noch mit Sehhilfe möglich.

Wer Brillen oder Kontaktlinsen, den beiden klassischen Hilfsmitteln, nichts abgewinnen kann, dem eröffnet die Implantation moderner Multifokallinsen neue Perspektiven: Einmal eingesetzt, ermöglichen sie selbst bei extremer Sehschwäche oder Alterssichtigkeit dauerhaft scharfes Sehen – in der Nähe ebenso wie in der Ferne. Um dies zu erreichen, wird die natürliche Linse durch eine Kunstlinse ersetzt. „Diese ist zwar weniger elastisch, gewährleistet aber dank verschiedener Bereiche unterschiedlicher Stärke in jedem Abstand eine gute Optik“, betont Dr. Parasta. Das heißt: Sowohl im Fern- als auch im Nahbereich ist das Sehen mit einer implantierten Multifokallinse natürlicher als mit einer Gleitsichtbrille, sagen Experten. Spätere Sehstärkenveränderungen sind die Ausnahme. Zudem bekommen Patienten mit Multifokallinsen keinen Grauen Star mehr, da die Augenlinse mit dieser Operation bereits erneuert wurde. 


Wie funktioniert eine Linsenimplantation?

„Dank Nanolaser-Technik (Nano-Cat) wird die natürliche, sehschwache Linse mit Hilfe ultrakurzer Laserimpluse im Nanosekundenbereich verflüssigt“, erklärt Dr. Parasta die moderne Verfahrensweise. „Anschließend wird sie abgesaugt und im nächsten Schritt durch die korrigierende Multifokallinse ersetzt.“ Für die Implantation ist ein winziger Schnitt am Hornhautrand erforderlich (der sich nach dem Eingriff von selbst wieder schließt). „Durch diese Mini-Öffnung wird die Kunstlinse an die gewünschte Stelle injiziert, wo sie sich dann entfaltet“, erläutert der Facharzt für Augenchirurgie und Augenheilkunde.

Inklusive der notwendigen Vorbereitungen beträgt die Aufenthaltszeit im OP ca. 60 Minuten. Die Implantation selbst dauert lediglich 7 bis 10 Minuten pro Auge. Engmaschige Kontrollen nach der Behandlung sind wichtig, um möglichst frühzeitig selten auftretende Komplikationen einer Linsenimplantation erkennen und beheben zu können. Dazu zählen Infektionen oder Augendruckschwankungen.

Die Behandlungskosten liegen bei ca. 2.400 Euro und mehr pro Auge. Diese werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Ausnahme: Im Falle eines Grauen Stars sind Operation und Versorgung mit dem einfachsten möglichen Linsentyp eine Kassenleistung.

Besser sehen dank Goethes Blick

Kontaktlinsen sind eine weitere gängige Methode, um trotz Alterssichtigkeit den Durchblick zu behalten. Zwei Methoden bestimmen das Angebot: Bei der Monovision wird jedes Auge mit unterschiedlichen Kontaktlinsen ausgestattet - die eine sorgt für scharfes Sehen bei Nahsicht, die andere ist auf Fernsicht eingestellt. Bekannt ist diese „Arbeitsteilung“ beider Augen auch als „Goethes Blick“. Denn der Dichterfürst kam bereits mit dieser von Natur aus seltenen Seheigenschaft zur Welt. Sie ersparte ihm bis ins hohe Alter eine Lesebrille.
Monovision-Linsen erfordern vom Gehirn „aktive Unterstützung“. Denn schließlich müssen die differierenden Seheindrücke beider Augen ständig entsprechend „verarbeitet“ werden. Aus diesem Grund eignet sich diese Methode auch nicht für jeden. Nachteilig ist bei dieser Alternative zudem eine Beeinträchtigung des räumlichen Sehvermögens.

Bifokale Kontaktlinsen verfügen, wie auch die entsprechenden Brillen, über zwei Sehbereiche: Der Blick durch den oberen sichert klare Sichtverhältnisse in der Ferne, der untere ist für eine einwandfreie Nahsicht zuständig. Wichtig ist eine absolute Passgenauigkeit für einen perfekten Sitz. Unerlässlich sind zudem eine gute Pflege, um Infektionen zu vermeiden, sowie das strikte Einhalten bestimmter Ruhezeiten. Denn werden Kontaktlinsen zu lange getragen, so kann die Hornhaut geschädigt werden. Schon deshalb sind sie nur ein temporärer Brillenersatz. Komplikationen sind vor allem bei der Verwendung weicher Kontaktlinsen und bei Trockenen Augen nicht auszuschließen. Die stark differierenden Preise richten sich nach verschiedenen Faktoren wie Stärke, Linsen-Art (hart oder weich, Monovision oder multifokal). Bei Alterssichtigkeit werden die Kosten von den Krankenkassen nicht übernommen.

Voll im Bilde dank dreier Linsen

Nach wie vor ist die klassische Lesebrille die einfachste und preiswerteste Korrekturhilfe. Bifokal-Brillen machen Schluss mit dem ständigen Wechsel geeigneter Sehhilfen für Fern- und Weitsicht. Während der obere Bereich dieser „Zweistärkengläser“ auf den Blick in die Ferne fokussiert ist, sichert das untere Sehfeld das scharfe Sehen in der Nähe. Als wenig sehfreundlich und ästhetisch nachteilig empfinden manche den erkennbaren unterschiedlichen Schliff beider Sehfelder. Bei Gleitsichtgläsern sorgt ein Übergangsbereich für eine weniger strikte Trennung dieser beiden Bereiche. Scharfes Sehen ist in jeder Entfernung möglich. Negativ daran ist eine etwas längere Gewöhnungszeit für die Augen sowie eine mögliche Verzerrung der seitlichen Bildränder. „Dreistärkengläser“, sogenannte Trifokalgläser, verfügen über eine dritte Linse für den mittleren Sehbereich. Dadurch ist auch das Betrachten von Schaufensterauslagen oder Museumsbildern problemlos möglich.

Negative „Begleiterscheinungen“ sind die häufige Suche nach verlegten Brillen, unschöne Druckstellen bei manchen Modellen und die unpraktische Verwendung beim Sport. Darüber hinaus können unmoderne Fassungen den Träger im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen lassen.
 

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