Sprechstunde via Google thinkstockphotos.com
  • 20. Oktober 2014
  • Redaktion

Sprechstunde via Google

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Arztbesuch per Video-Chat: Google testet derzeit einen solchen Dienst und möchte damit Cyberchondrie entgegen wirken. In Deutschland könnte die Einführung aber problematisch sein. 

Das Internet hat ein Phänomen hervorgebracht, das Ärzte teilweise zur Weißglut bringt: Die Cyberchondrie, also die Selbstdiagnose via Internet und daraus resultierende Angst, schlimm erkrankt zu sein. Betroffene tippen die Symptome in die Suchmaschine ein, schon kommen diverse Ergebnisse und der Nutzer stellt eine Selbstdiagnose. Dass diese oftmals nicht korrekt ist und aus bloßen Kopfschmerzen gleich ein Hirntumor wird, zeigt deutlich das Problem der Cyberchondrie.

Der Internetriese Google möchte diesem Problem mit einem neuen Angebot begegnen:  Via Video-Chat sollen User direkt mit einem Arzt sprechen. Derzeit läuft ein Test der Funktion bei der meistgenutzten Suchmaschine der Welt. Das hat Google der Technik-Seite engadget bestätigt.

Die Funktion wird sich vermutlich an Google Helpouts orientieren, genaueres ist aber nicht bekannt. Helpouts ist seit einem Jahr online. Hier geben Experten den Usern Tipps per Video-Chat. Der kostenpflichtige Dienst bietet verschiedene Kategorien zu unterschiedlichen Preisen. Während der Testphase ist die „Online-Video-Sprechstunde“ noch kostenlos. Das dürfte sich aber nach einem erfolgreichen Test ändern. Die Kosten könnten aber immer noch geringer ausfallen, als ein Arztbesuch in der Praxis – zumindest, wenn man – wie in den USA oder Kanada – für einen Großteil der Kosten selbst aufkommen muss.

Ob der Dienst in Deutschland zum Einsatz kommen darf, ist fraglich. Die Berufsordnung für die in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte untersagt eine Behandlung oder Beratung „ausschließlich über Print- und Kommunikationsmedien durchzuführen. Auch bei telemedizinischen Verfahren ist zu gewährleisten, dass eine Ärztin oder ein Arzt die Patientin oder den Patienten unmittelbar behandelt.“ Zur bloßen Information und eventuellen Beruhigung von Cyberchondern wäre der Dienst aber durchaus interessant. Auch in Deutschland.

UPDATE:
In Deutschland stellt die Lübecker Patientus GmbH bereits die Plattform "Patientus Online Video-Sprechstunde" ab sofort allen approbierten Ärzten mit Sitz in Deutschland und ihren Patienten zur Verfügung. Hier gibt es bereits die Möglichkeit via Video-Chat direkt mit einem Arzt zu sprechen und sich so unter anderem eine Erstberatung oder eine Zweitmeinung einzuholen. Über das Portal www.patientus.de wird der gewünschte Arzt ausgewählt und ein Sprechstundentermin vereinbart. Auch in Notfällen kann ein Arzt kontaktiert werden. Für Patienten ist der Service kostenlos. Da das Angebot erst kürzlich gestartet ist, ist die Anzahl der dort registrierten Ärzte derzeit noch überschaubar, befindet sich aber im Wachstum.

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