Harnsäure – Risikofaktor für Gicht, Herzinfarkt und Schlaganfall thinkstockphotos.com

Harnsäure – Risikofaktor für Gicht, Herzinfarkt und Schlaganfall

Eine zu hohe Konzentration an Harnsäure kann zu einem Risikofaktor für Gicht, Herzinfarkt und Schlaganfall werden. In seinem Gastbeitrag erklärt Prof. Dr. med. Curt Diehm, warum das so ist.
Die Deutsche Gichtliga kommt zu der Auffassung, dass sich Gicht zu einer Volkskrankheit in Industrieländern entwickelt hat. In Deutschland leiden 2,8 Prozent der Männer und 0,4 Prozent der Frauen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren an Gicht. Die Gicht ist eine Störung des Harnsäurestoffwechsels. Die Erkrankung führt dazu, dass zu viel Harnsäure im Körper verbleibt und zu Ablagerungen in Gelenken und in den Nieren führen kann. Das führt zu Schädigungen der Gelenke und der Nieren. In vielen Fällen ist die Gicht erblich bedingt. Wissenschaftler haben mehrere Gene identifiziert, die die Entwicklung einer Gicht positiv beeinflussen.

Der Zusammenhang zwischen Harnsäure und Gicht ist seit langem bekannt. Harnsäure wird zu einem großen Teil über die Nieren ausgeschieden. Viele Nierenkranke haben deshalb erhöhte Serum Harnsäurewerte. Es gilt als gesichert, dass Harnsäure die Nieren schädigen kann.

Relativ neu ist die Erkenntnis, dass Harnsäure das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht. Lange wurde diese Frage unter Experten kontrovers diskutiert. Wobei der Herzinfarkt, nicht unbedingt der Schlaganfall vermutet wurde. Die Ergebnisse der sogenannten „Rotterdam-Studie“ vor rund zehn Jahren belegen dies aber zweifelsfrei. Die Harnsäure fördert die Manifestation einer Nierenleistungsschwäche (Niereninsuffizienz) und kann in der Folge zu erhöhten Blutdruckwerten führen.

In der Rotterdam-Studie untersuchten Niederländische Forscher den Zusammenhang zwischen dem Serum Harnsäurewert und dem Auftreten von Herzinfarkt und Schlaganfall. Die umfassende Studie stützte sich auf 4.385 zufällig ausgewählte Teilnehmer, die mindestens 55 Jahre alt waren und bei denen noch keine schwere Durchblutungsstörung des Herzens oder des Gehirns aufgetreten waren. Es zeigte sich, dass hohe Serum Harnsäurewerte mit einem um 68 Prozent erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und sogar mit einem 87 Prozent höheren Risiko für Herzinfarkte verbunden sind. Das Risiko für einen Schlaganfall war um 57 Prozent erhöht. Die Gefahr für einen Hirninfarkt war in der Gruppe mit hohen Harnsäurewerten um 77 Prozent erhöht.
 
Der kausale Zusammenhang besteht darin, dass ein hoher Harnsäurewert zu hohem Blutdruck führt. Ein erhöhter Harnsäurespiegel lässt sich durch eine purinarme Ernährung günstig beeinflussen. Deshalb raten wir unseren Patienten, weniger Fleisch zu essen und Alkohol zu meiden. Dies beugt gleichermaßen Gicht und Herzkreislauferkrankungen vor.

Der Autor

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.






Hier finden Sie alle Beiträge der Serie Gesund mit Diehm
 

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