Die befragten Ärzte waren Anästhesisten und Internisten, da in diesen Fachgebieten sehr häufig mit Medikamenten umgegangen wird.
In dem Fragebogen sollten die Fachleute erklären, was es bedeutet, wenn im Beipackzettel zu lesen ist, dass ein Medikament „häufig“, „gelegentlich“ oder „selten“ Nebenwirkungen habe. Diese Werte sind vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nämlich klar festgeschrieben.
Zu Risiken und Nebenwirkungen den Apotheker fragen?
So hat ein Medikament nur „selten“ Nebenwirkungen, wenn 0,01 bis weniger als 0,1 Prozent der Patienten Probleme dadurch entwickeln. Als „gelegentlich“ gilt, wenn bei 0,1 bis unter 1 Prozent der Fälle Nebenwirkungen auftreten; bei „häufig“ sind es 1 bis unter 10 Prozent der Fälle.Das Ergebnis der Studie zeigt deutliche Defizite bei den Experten. Lediglich vier von 100 befragten Medizinern konnten die Bedeutung von „häufig“ richtig einordnen. Im Durchschnitt hatten die befragten Ärzte eine „häufige“ Nebenwirkung mit bis zu 60% Wahrscheinlichkeit angegeben.
„Wenn schon Fachleute das Risiko von Nebenwirkungen überschätzen, wie muss es dann erst den Patienten ergehen", meint Ziegler dazu. Viele würden wohl aus Angst deshalb auf ein notwendiges Medikament verzichten. Dass Ärzte und Apotheker das Risiko ebenfalls falsch einschätzen, verschärft das Misstrauen der Patienten gegenüber dem Medikament.
Beipackzettel: Ziegler will neue Formulierungen
Am besten schnitten noch die Apotheker in der Studie ab, wenngleich die Unterschiede in den Berufsgruppen gering waren. Insgesamt konnten nur wenige Fachleute die richtigen Prozentwerte den Angaben zuordnen.Ziegler fordert daher, dass die Beipackzettel überarbeitet werden: „Die Formulierungen passen nicht und entsprechen nicht der Umgangssprache.“ Er schlägt Angaben wie "Bei einem von 100 Patienten tritt diese oder jene Nebenwirkung auf" vor.
Das BfArM hält die aktuellen Formulierungen dagegen für weiterhin angemessen. "Wir wollen die Verbraucher über alle denkbaren Risiken informieren, dazu hat man sich auf die vorliegende Form geeinigt", sagte Maik Pommer, Pressesprecher des Instituts.