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Herz-Kreislauf-Studie: Generation Kind im Vergleich

Körperliche Fitness ist nicht nur wichtig, sie zahlt sich im Lauf unseres Lebens sogar in vielerlei Hinsicht wieder aus. In einer internationalen Studie fand man allerdings heraus, dass sich ein starker Fitness-Rückgang bei Kindern abzeichnet und das kann unangenehme Folgen haben.

Eine großangelegte Studie hat nun gezeigt, dass es um die Fitness unserer Kinder um einiges schlechter steht, als vor 30 Jahren. Mehr als 25 Millionen Kinder im Alter von 9 bis 17 Jahren nahmen an der Studie teil. Für die Mediziner aus insgesamt 28 Ländern, drunter auch Deutschland, ist das Ergebnis besorgniserregend. Die Ergebnisse der Analyse aus 50 Studien haben Experten auf dem renommierten Fachkongress der American Heart Association in den USA präsentiert.

Kinder sind ab einem bestimmten Alter so gut wie ständig in Bewegung. Dennoch geht es mit der Herz-Kreislauf-Fitness der Kids seit 1975 bergab. Vergleicht man die Daten aus allen Ländern, ging die Ausdauer in jedem Jahrzehnt um etwa fünf Prozent zurück. Bei einem fortlaufenden Trend wären die Folgen für spätere Generationen gravierend, so der Gesundheitswissenschaftler Grant Tomkinson von der Universität Adelaide, Südaustralien. Die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen würde im späteren Leben eines jungen Menschen, der nicht fit ist, erheblich steigen.

Die Ergebnisse der Studie in Zahlen

Die Analyse ergab, dass Kinder etwa um 15 Prozent weniger fit sind als ihre Eltern in deren Jugend. Beim Laufen von etwa einer Meile (ca. 1,6 Kilometer) sind Kinder demnach heute um 1,5 Minuten langsamer als der Nachwuchs vor 30 Jahren. Dafür gibt es laut Tomkinson verschiedene Ursachen, die sozial oder körperlich bedingt sein können. In 30 bis 60 Prozent der Fälle könne der Trend mit einer Zunahme des Körperfetts erklärt werden.

„Junge Menschen können auf verschiedene Art und Weise fit sein“, sagt Tomkinson. Sie könnten beispielsweise eine beachtliche Muskelkraft entwickeln oder die Beweglichkeit eines Turners haben. Auch die Herausbildung der Fertigkeiten, wie die eines Tennisspielers, ist möglich. Aber nicht alle diese Arten von Fitness hätten direkt etwas mit Gesundheit zu tun. Die wichtigste Fitness-Form für eine gute Gesundheit sei ein Herz-Kreislauf-System, mit dem man beispielsweise fähig sei, mehrere Runden im Stadion zu rennen.

Die Auswertungen im Vergleich

Die Forscher verglichen Daten von mehr als 25 Millionen Kindern. Dabei zogen sie Studien aus den Jahren 1964 bis 2010 heran. Im Speziellen ging es in den Untersuchungen darum, wie schnell die Kinder eine bestimmte Strecke zurücklegen oder wie weit sie in einer bestimmten Zeit laufen konnten. Die Tests dauerten in der Regel 5 bis 15 Minuten oder bezogen sich auf eine Strecke von bis zu zwei Meilen.

Interessant sind vor allem die Angaben aus Deutschland, die ebenfalls in die Untersuchungen mit einflossen. Dabei handelt es sich um Ergebnisse aus Lauftests mit fast 2000 Kindern zwischen neun und zehn Jahren, die allerdings bereits in den Jahren 1985 bis 1999 gemacht wurden, so Tomkinson.

Dennoch zeichnete sich bereits in diesem Zeitraum ein starker Trend ab: Die Ausdauer der Kinder in Deutschland sei um sechs Prozent pro Jahrzehnt zurückgegangen. Gleiches gilt für die Ergebnisse der Kinder in Australien und Neuseeland. Zum Vergleich: In den USA und Kanada ging die Ausdauer im selben Zeitraum um acht Prozent zurück. Ausgeweitet auf drei Jahrzehnte sank die Herz-Kreislauf-Fitness bei US-Kindern zwischen 1970 und 2000 um sechs Prozent pro Jahrzehnt.

Mehr Bewegung – mehr Leistung?

Eine intensivere Bewegung im Kindesalter wirkt sich nicht nur auf die Gesundheit im Erwachsenenalter aus. Englische Forscher untersuchten erst kürzlich den Einfluss frühkörperlicher Aktivitäten auf schulische Leistungen im Jugendalter. Im „British Journal of Sports Medicine“ veröffentlichten sie ihre Studie mit der Erkenntnis, dass die Leistungen der Kinder, die regelmäßig Sport betrieben, deutlich besser waren. Allerdings könne man dieses Ergebnis nicht verallgemeinern. Es bedarf vor allem weiteren Studien, um diverse Beobachtungen zu untermauern. Dennoch seien erste Feststellungen nicht zu unterschätzen, bedenke man die Resonanz auf Bildungs- und Gesundheitspolitik.

Wie kam es zum Fitness-Rückgang?

Betrachtet man die westliche Kultur fällt auf, dass Leistung stark von intellektuellen Fähigkeiten abhängt. Bereits im Grundschulalter werden Kinder mit Information gefüttert, um im späteren Schulverlauf konkurrenzfähig zu bleiben. Freizeit kennen viele Schulkinder oft kaum oder gar nicht. Auch Eltern sind dem ständigen Leistungsdruck ausgesetzt. Ausreichend Bewegung und Sport bleiben da meist auf der Strecke. Aktivität findet mehr und mehr im Kopf und nicht mit unserem Körper statt. Daher ist es wichtig ein gesundes Gleichgewicht herzustellen, zumal sowohl Gesundheit als auch Leistung davon profitieren.

Futuristische Konsequenzen

Glaubt man den Vorstellungen des Künstlers Nickolay Lamm, werden die Menschen der Zukunft sogar größere Köpfe haben, damit das wachsende Gehirn darin Platz findet. Seine Vorstellungen beruhen auf den Annahmen von Dr. Alan Kwan von der Universität Washington. Das optische Erscheinungsbild würde sich laut Lamm allerdings erst in 20.000 bis 100.000 Jahren abzeichnen. Außerdem stoßen Lamms Ideen bei Wissenschaftlern auf wenig Zuspruch. Dennoch sollte man seine Visionen nicht völlig außeracht lassen, bedenkt man, dass Körper und Geist Gefahr laufen könnten, auseinander zu triften.


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