Knieschmerzen – irgendwann trifft es jeden Mark Bollhorst -- Dr. med. Johannes Knipprath und ein Kniepatient

Knieschmerzen – irgendwann trifft es jeden

Nicht nur Profi-Fußballer oder Skifahrer müssen oft aufgrund von Kniebeschwerden eine Zwangspause einlegen. Auch unzählige Nichtsportler leiden regelmäßig unter Schmerzen in diesem Gelenk.
Knieprobleme gehören neben Rückenschmerzen zu den am häufigsten auftretenden Gelenkerkrankungen. Das hat einen einfach Grund: Das Knie ist nicht nur das größte Gelenk des Menschen, sondern auch das mit dem kompliziertesten Aufbau. Es gehört zu den Drehscharniergelenken, das bedeutet, es lässt sowohl Dreh- als auch Beugebewegungen zu. Früher oder später verursacht das Gelenk dadurch bei den meisten Probleme, weil es täglich sehr starken Belastungen standhält. „So wirkt beim Gehen das Sechsfache des Körpergewichts auf das Knie. Zu den typischen Auslösern für Probleme zählen neben akuten Verletzungen, beispielsweise durch Stürze beim Fahrradfahren oder Skilaufen, auch Abnutzungserscheinungen des Knorpels“, weiß Dr. med. Johannes Knipprath, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und ärztlicher Leiter der Avicenna Klinik Berlin.

Kleiner Schnitt – große Wirkung: Arthroskopie

Menisken sind halbmondförmige aus Knorpelzellen bestehende Scheiben, deren wichtigste Aufgabe darin besteht, das Kniegelenk zu stabilisieren und den Gelenkknorpel zu schützen. Sie vergrößern die Fläche der Gewichtsübertragung zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein und dienen somit als Puffer. Verletzungen in diesem Bereich entstehen häufig durch Sportunfälle. So rufen starke Belastungen Degenerationserscheinungen hervor, die dazu führen können, dass die Menisken auch bei alltäglichen Bewegungen reißen. Betroffene spüren Verletzungen hierbei durch plötzlich auftretende stechende Schmerzen. „Interessant dabei ist, dass nicht der Meniskus selbst schmerzt, weil dort keine Nervenenden verlaufen. Vielmehr klemmt der abgerissene Teil oftmals im Gelenkspalt ein und blockiert das Knie. Betroffene können es dann nicht mehr vollständig beugen und strecken. In diesem Fall rate ich, umgehend einen Arzt aufzusuchen“, erklärt Dr. Knipprath. Mithilfe von manuellen Tests und MRT-Bildern lokalisieren Ärzte die Verletzung. Verspüren Patienten nur geringe Einschränkungen im Alltag, erfolgt zunächst eine konservative Behandlung. Ergänzend hierzu muss zur Stabilisierung des Gelenks eine Stärkung der Muskulatur erfolgen, um so weitere Abnutzungserscheinungen zu vermeiden. Bei starken Beschwerden und Einschränkungen entfernen Operateure durch einen minimalinvasiven Eingriff, der sogenannten Arthroskopie, entweder den störenden Teil des Meniskus oder nähen den Meniskus. Bereits nach kurzer Zeit können Betroffene ihr Knie wieder voll belasten.

Mit körpereigenem Knorpel gegen Schmerzen

Knieschmerzen während des Heruntergehens einer Treppe stellen oftmals einen Hinweis auf Kniearthrose, auch Gonarthrose genannt, dar. Sie entsteht immer dann, wenn eine Dysbalance zwischen Belastung und Belastbarkeit des Knorpels vorliegt. Dafür gibt es unterschiedliche Ursachen. Mit zunehmendem Alter verliert der Knorpel an Elastizität und wird spröde. Aber auch Verletzungen, Fehlstellungen oder Übergewicht, die eine Instabilität des Gelenks verursachen, haben eine verstärkte Belastung des Knorpels zur Folge. Während manche Menschen mit einem Knorpelschaden keinerlei Schmerzen verspüren, leiden andere bei jedem Schritt. Einmal degenerierte Knorpelsubstanz erholt sich nicht wieder von allein. Bis vor Kurzem galt eine Kniespiegelung bei der Mediziner die Knorpel- und Gelenkflächen glätten als bewährte Methode. Dieses Vorgehen bringt den Patienten in den meisten Fällen jedoch keine langfristige Linderung. „Als Alternative eignet sich die sogenannte matrixgestützte Mikrofrakturierung. Dabei durchbohren Mediziner durch den Knorpeldefekt hindurch den darunterliegenden Knochen und erzeugen eine Blutung. Auf diese Weise gelangen frische Stammzellen an die Knochenoberfläche und bilden ein belastbares Narbengewebe, das als Ersatzknorpel dient“, so der Facharzt. Bei größeren Knorpelschäden bietet sich das Verfahren der Knorpelzelltransplantation an. Hierbei entnimmt der Arzt gesunde Knorpelzellen, die in einem Labor vermehrt und anschließend in einem zweiten Eingriff als Transplantat eingesetzt werden.

Individualisierte Planung dank 3-D-Modellen

Falls der Knorpelschaden bereits so weit fortgeschritten ist, dass gelenkerhaltende Eingriffe keine Behandlungsalternativen mehr darstellen, besteht die Möglichkeit einer Kniegelenkersatzoperation. Mithilfe der sogenannten patientenindividualisierten Instrumentierung fertigen Operateure auf Grundlage von MRT- oder CT-Bildern zunächst ein 3-D-Modell an. Anschließend erfolgt eine Computersimulation des Eingriffes. „Danach lasse ich Kunststoff-Operationsschablonen anfertigen, die das passgenaue Einsetzen des Implantats um ein Vielfaches erleichtern. Auf diese Art und Weise lässt sich ein frühzeitiges Lockern der Prothese vermeiden“, so der Facharzt abschließend.

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