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Gesund mit Diehm

Mittelmeerdiät – der Stein des Weisen?

Wie gesund ist die Mittelmeerdiät wirklich? In seinem heutigen Gastbeitrag gibt Prof. Dr. med. Curt Diehm eine Einschätzung, was diese Ernährungsform ausmacht und was er von ihr hält.
Es ist kein Geheimnis und keine der üblichen Ernährungs- und Diätmoden, die wie eine Sternschnuppe auftauchen und nach kurzer Zeit wieder verglühen. Die sogenannte Mittelmeerdiät, die reich ist an Gemüse, Obst, Zerealien, Fisch und Olivenöl, scheint für den Körper eine optimale Basisernährung zu sein - insbesondere im Frühling und Sommer, wenn die einzelnen Zutaten frisch auf dem Markt zu kaufen sind. Die Mittelmeerdiät wird auch als Krebsdiät bezeichnet.

Menschen auf Kreta leiden seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und haben bekanntlich eine über dem europäischen Durchschnitt liegende Lebenserwartung. Es sind nicht nur die Altersforscher, die regelmäßig auf griechische Inseln, Sardinien oder Korsika pilgern, um zu erkunden, warum die Menschen in diesen Gegenden so alt werden. Die Mittelmeerdiät scheint auch sehr gut vor Übergewicht zu schützen. In einer großen Beobachtungsstudie nahmen 7,9 Prozent ursprünglich übergewichtiger Frauen und 6,9 Prozent Männer im Laufe der folgenden drei Jahre unter verschiedenen Ernährungsarten weiter zu. 23 Prozent anfangs normal gewichtige Frauen und 13,8 Prozent der Männer wurden im Untersuchungszeitraum übergewichtig. Aber: übergewichtige Personen, die sich an eine Mittelmeerdiät hielten, wurden mit wesentlich geringerer Wahrscheinlichkeit adipös und Normalgewichtige signifikant seltener übergewichtig. Dies ist ein klarer Hinweis, dass eine ausgewogene Mittelmeerdiat nicht nur das Leben verlängert, sondern eben auch das Gewicht im Rahmen hält.

Mittelmeerdiät senkt Diabetes-Risiko

Bekanntermaßen kann eine mediterrane Kost mit viel Olivenöl, Gemüse, Früchten und Fisch die Herz-Kreislauf-Gesundheit stärken. Eine spanische Arbeitsgruppe hat zu diesem Zusammenhang eine große prospektive Kohortenstudie publiziert, die zeigt, dass eine Mittelmeerdiät auch das Diabetes-Risiko bei gesunden Personen deutlich mindert. In der Studie wurden 13.380 Uni-Absolventen verfolgt. Diejenigen, die sich überwiegend mediterran ernährten, hatten das geringste Risiko, eine Zuckerkrankheit zu entwickeln. Die relative Risikoreduktion betrug in dieser Gruppe immerhin 83 Prozent.

Eine Arbeitsgruppe aus San Diego in Kalifornien zeigte ferner auf, dass Sonne und Vitamin D ebenfalls eine schützende Wirkung bei einer sogenannten Typ I-Diabetes bei Kindern haben. Das Auftreten einer Zuckerkrankheit bei Kindern und Jugendlichen ist umso geringer, je höher der Vitamin D Spiegel im Serum und je näher sich die Kinder am Äquator befinden. Die Autoren postulieren, dass eine regelmäßige Vitamin D3 Supplementierung (1000 IU/Tag) bei Kindern im Hinblick auf das Diabetes-Risiko sinnvoll sein könnte.

Spanisches Paradox

Bei all diesen positiven Effekten bezüglich mediterraner Ernährung, Vitamin D und Sonne sei eine spanische Studie nicht unterschlagen, die zu kontroversen Ergebnissen kommt. Andalusische Forscher zeigten paradoxer Weise auf, dass die moderne mediterrane Ernährungs- und Lebensweise nicht unbedingt immer vor Herzinfarkten schützt. In Malaga wurden 170 Patienten auf Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen untersucht. Es kam heraus, dass viele Südspanier übergewichtig sind. Sie bewegen sich zu wenig und die Cholesterinwerte waren massiv erhöht. Eine besondere Gefährdung zeigten Patienten mit einem niedrigen Bildungsniveau. Die spanischen Studienergebnisse sind dadurch erklärbar, dass sich die Ernährungsverhältnisse und die Lebensstile am Mittelmeer massiv verändert haben. Die Menschen im Süden arbeiten körperlich weniger als früher. Fast Food erobert Dörfer und Städte. Menschen mit geringem Einkommen rauchen in Spanien sehr viel häufiger. Das Leben am Mittelmeer alleine prädestiniert also nicht in jedem Fall zu einem lagen und gesunden Leben.

Amerikanische Epidemiologen machen darauf aufmerksam, dass in Spanien jeder Dritte an einem Herzkreislaufleiden stirbt, in Deutschland ist diese Quote mit 42 Prozent jedoch noch höher.

Fazit: Die Mittelmeerdiät ist eine sehr empfehlenswerte Mischkost. Sie gilt heute weltweit als eine der gesündesten Ernährungsformen überhaupt.

Der Autor

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.




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