Svea Vollbrecht: Kopfschmerz und Migräne werden jedem Wandlungsreich zugeordnet, vermehrt aber dem Holz (Die Wandlungsreiche hat Svea Vollbrecht in unserem ersten Teil erklärt). Die Chinesen sagen, Schmerz ist gestaute Energie. Ich möchte also im ersten Schritt diese Energieblockaden lösen und je nach Zustand des Patienten die Energie nach oben oder nach unten transportieren. Aber es gibt nicht den einen Akupunkturpunkt gegen Migräne. Migräne entsteht aus sehr unterschiedlichen Gründen und mein Bestreben ist es, immer die Ursache zu finden – egal welche Krankheit ich behandele.
Bei Migräne rate ich zusätzlich zur Akupunktur immer auch an, eine Ernährungsberatung in Erwägung zu ziehen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) werden Nahrungsmittel anders unterteilt, als bei uns. Sie werden den Wandlungsreichen zugeordnet, aber auch verschiedenen Thermiken, Geschmäckern und Energierichtungen. Es gibt also Lebensmittel, deren Energierichtung aufstrebend ist oder solche, die das Wandlungsreich Holz stärken. Wenn allerdings ein Migränepatient ein Lebensmittel zu sich nimmt, welches Energie in eine für ihn ungünstige Richtung bewegt, kann das einen Migräneanfall auslösen. Also wäre diese Speise zu vermeiden.
Aber nicht nur bei Migränepatienten ist eine Ernährungsberatung indiziert. Ich stelle immer wieder fest, dass Menschen sich vermeintlich gesund ernähren, viel Rohkost zu sich nehmen und sich dann aber trotzdem wundern, warum sie immerzu müde und antrieblos sind oder nicht abnehmen. Mit wenigen, einfachen Änderungen in der täglichen Ernährung kann man sehr positiv auf seinen Energiehaushalt und auch auf chronische Erkrankungen Einfluss nehmen. Und hiermit meine ich nicht nur Erkrankungen des Verdauungstraktes. Eine Ernährung nach den Fünf Elementen kann sich positiv auf etwaige Erkrankung auswirken.
gesuendernet.de: Wie sieht die Behandlung aus? Mit welchen Nebenwirkungen muss man rechnen?
Svea Vollbrecht: Migränepatienten werden, wie alle Patienten, ganzheitlich behandelt. Ich akupunktiere, gebe Fußreflexzonenmassagen oder auch Ernährungsberatung. Es wird immer der ganze Mensch behandelt, nicht nur sein Symptom.
Nach einer Behandlung kann es zu Müdigkeit durch große Entspannung kommen. Im Bereich der Einstichstelle können kleine Blutergüsse entstehen oder auch ein kurzfristiger Schmerz auftreten. Bei der Anwendung mit Moxa (Beifußkraut), welches eine hohe Hitze erzeugt, kann es lokal zu sehr kleinen Brandwunden kommen. Aber ich kläre meine Patienten vorab immer über alle Risiken gründlich auf.
gesuendernet.de: Welcher Behandlungserfolg soll eintreten, was sagen Statistiken und Studien?Svea Vollbrecht: Es gibt natürlich Studien über die Wirkung von Akupunktur. Aber jeder Patient ist individuell, deshalb kann und möchte ich als Behandelnde nie Sätze sagen wie: „Nach 10 Behandlungen sind Sie gesund“. Das wäre höchst unseriös. Manche Patienten reagieren sehr schnell auf die Behandlung, bei anderen dauert es länger. Natürlich kommt es dabei auch etwas darauf an, wie lange der Mensch schon krank ist.
Studien sagen, dass Akupunktur in der Behandlung chronischer Schmerzzustände sehr wirksam ist und 55-85% der Patienten hilft.
Sogar die Weltgesundheitsorganisation WHO hat eine Indikationsliste für Akupunktur veröffentlicht. Auf dieser Liste sind beispielsweise folgende Krankheiten zu finden: Nasennebenhöhlenentzündung, allgemeine Erkältungskrankheiten, Bronchialasthma, Kurzsichtigkeit, grauer Star, Zahnschmerzen, akute und chronische Gastritis oder Colitis, Obstipation (Verstopfung), Diarrhö (Durchfall), Lähmungen nach Schlaganfall, periphere Neuropathien (Nervenschmerzen), Ohrgeräusche, Blasenentleerungsstörung, Bettnässen, Schulter-Arm-Syndrom, Ischialgie, Lumbalgie und Rheumatoide Arthritis.
gesuendernet.de: Kommen weitere Therapiemaßnehmen zum Einsatz?
Svea Vollbrecht: Neben der Akupunktur wird immer mit der Puls- und der Zungendiagnose gearbeitet. Alle weiteren Methoden, wie z.B. Ernährung nach den fünf Elementen oder Fußreflexzonentherapie, werden individuell mit dem Patienten abgestimmt.
gesuendernet.de: Wann ist es sinnvoll eine (schul-)medizinische Behandlung vorzunehmen?
Svea Vollbrecht: Ich bin der festen Überzeugung, dass Schulmedizin nicht verteufelt werden sollte. Gerade Migränepatienten sollten auch die physiologischen Ursachen einer Migräne untersuchen lassen. Und wenn ein akuter Anfall besteht, bin ich die Letzte die dem Patienten von einer Schmerztablette abraten würde. Ich hatte selbst als Jugendliche Migräne und weiß um die Leiden. Aber langfristig sollte eine Medikamenteneinnahme nicht die Lösung sein.
gesuendernet.de: Vielen Dank für das Interview.
Weitere Informationen gibt es auf der Homepage von Svea Vollbrecht unter: http://www.naturheilpraxis-vollbrecht.de/