Optimistisch alt werden Kevin Hartung auf Pixabay
Gesund mit Diehm

Optimistisch alt werden

Pessimisten haben eine deutlich geringere Lebenserwartung. Das hat eine aktuelle Studie ergeben. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Erst die Covid-19-Pandemie, dann der grausame Krieg in der Ukraine und die enorme Inflationsrate aufgrund hoher Preissteigerungen – all das setzt vielen Menschen zu. Überall höre ich Gespräche über Zukunftsängste, zum Teil befeuert durch die vielen negativen Schlagzeilen, die täglich auf uns einprasseln. Mein dringender Rat: versuchen Sie bitte, sich dadurch nicht – wie man umgangssprachlich sagt – „herunterziehen“ zu lassen. Denn auch wenn wir gefühlt aktuell wenig Grund dazu haben, ist Optimismus eine sehr wichtige Voraussetzung für ein langes und gesundes Leben.

Optimisten schützen ihr Herz

Bereits 2009 hatte eine Studie mit fast 100.000 Frauen in den USA gezeigt, dass Optimisten älter werden als Pessimisten. Die Forschenden hatten die Frauen dazu einem Persönlichkeitstest unterzogen. Das Resultat: die optimistischen Frauen litten deutlich seltener an einer koronaren Herzerkrankung. Dementsprechend sank im Untersuchungszeitraum auch die diesbezügliche Sterblichkeitsrate.

Denken Sie nicht zu viel nach

Eine aktuelle Studie der Boston University School of Medicine weitet diese Ergebnisse nun deutlich aus. Die amerikanischen Wissenschaftler hatten in ihrer Untersuchung die Frage in den Mittelpunkt gestellt, ob die Probanden sich häufig Gedanken über ihre Gesundheit machten oder die von ihnen registrierten Beschwerden eher als „nicht so schlimm“ abtaten.

Dazu werteten sie die Gesundheitsdaten von über 70.000 Menschen aus zwei Datenbanken aus, in denen über Jahrzehnte deren Krankengeschichte gespeichert war. Die so erhaltenen Informationen über den Gesundheitszustand und die Lebensführung glichen sie anhand von Fragebögen und Tests mit der Grundeinstellung der Probanden ab. Waren sie eher optimistisch oder pessimistisch?

Das Ergebnis lässt aufhorchen: Die Optimisten hatten gegenüber den Pessimisten eine 50- bis 70-prozentig größere Chance, 85 Jahre oder älter zu werden. Optimistische Frauen lebten im Durchschnitt rund 15 Prozent länger, optimistische Männer 11 Prozent. Legt man also eine durchschnittliche Lebenserwartung von heute beispielsweise 80 Jahren zu Grunde, bedeutet das: Optimisten können 10 bis 12 Jahre älter werden als Pessimisten.

Denken Sie positiv und leben Sie gesund

Einen wichtigen Effekt hatte dabei auch die Tatsache, dass Optimisten in aller Regel gesünder leben, seltener rauchen oder trinken, häufiger Sport treiben und auch regelmäßiger zum Arzt gehen. Auch das ein Resultat der Studie. Doch selbst, wenn man diese Effekte herausrechnet, hatten Optimisten immer noch eine höhere Lebenserwartung und erholten sich beispielsweise auch schneller von Stress und Problemen.

Sollten Sie sich selbst als eher pessimistisch einschätzen, ist das aber noch lange kein Grund zum Verzweifeln. Optimismus kann man nämlich lernen. Niemand wird als Pessimist geboren. Typisch für Optimisten ist beispielsweise, dass sie Dinge akzeptieren, die sie sowieso nicht ändern können und sich darüber nicht allzu viele Gedanken machen. Gerade vor dem aktuellen Hintergrund kann Ihnen das vielleicht bereits helfen, denn weder auf die Pandemie noch auf den Krieg in unserer Nachbarschaft und dessen Folgen können wir direkten Einfluss nehmen. Wir alle können nur versuchen, wie schon die Generationen vor uns, möglichst gesund und mit vielen positiven Gedanken an die Zukunft diese Zeit zu überstehen.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.