Schmerzen erhöhen das Alzheimer- und Demenz-Risiko pixabay.com
Gesund mit Diehm

Schmerzen erhöhen das Alzheimer- und Demenz-Risiko

Leiden Sie häufig unter starken Schmerzen. Dann sollten Sie aufpassen. Denn sie könnten in einem erhöhten Alzheimer-, Demenz- oder Schlaganfall-Risiko resultieren. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
In Deutschland leiden – so schätzt man – bis zu 15 Millionen Menschen an länger anhaltenden oder wiederkehrenden Schmerzen. Aus keinem anderen Grund suchen Patienten häufiger einen Arzt auf. Bei vielen von ihnen sind diese Schmerzen sogar chronisch, treten also länger als drei bis sechs Monate auf.

Die Gründe sind vielfältig. Sie reichen von Schmerzen, die Erkrankungen wie Rheuma, Arthrose oder Osteoporose begleiten, über Schmerzen durch Schädigungen des Gelenkapparats bis hin zu Schmerzen, die durch psychische Faktoren verstärkt werden. Auch Kopfschmerzen, Migräne, Rückenschmerzen oder Muskelschmerzen zählen zu den typischen chronischen Schmerzerkrankungen.

Genauso vielfältig wie die Gründe sind heute – glücklicherweise – die Therapien, über die wir in der modernen Medizin verfügen und mit denen wir viele der Schmerzen oftmals erfolgreich lindern können.

Schmerzen können Demenz verursachen

Erstmals haben nun jedoch chinesischen Wissenschaftler untersucht, welche Langzeitschäden durch chronische Schmerzen entstehen können. Dazu griffen sie auf Daten einer US-amerikanischen Mehrgenerationen-Studie (Framing Heart Study) aus den Jahren 1990 bis 1994 zurück.

Rund 2.500 Teilnehmer der Studie wurden damals in drei Schmerzkategorien eingeteilt: 1. generalisierte Schmerzen, also Schmerzen oberhalb und unterhalb der Taille, auf beiden Seiten des Körpers, am Schädel, an der Wirbelsäule oder an den Rippen. 2. andere Schmerzen, also Schmerzen an nur einem Gelenk. Oder 3. gar keine Schmerzen.

Auch weitere Faktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Gewicht oder sozialer Status wurde in die Untersuchung einbezogen.

Das Resultat: Menschen mit generalisierten Schmerzen hatten aufgrund der Langzeitbeobachtung ein um über 40 Prozent höheres Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Ihr Alzheimer-Risiko lag sogar fast 50 Prozent höher. Und das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, war um 30 Prozent erhöht. Jeweils im Vergleich zu Menschen, die unter keinen Schmerzen litten.

Derzeit rätselt das Forscher-Team noch, wie es zu dieser deutlichen Risiko-Erhöhung bei Schmerzpatienten kommt. Uns ist seit langem bekannt, dass Schmerzpatienten häufig unkontrolliert Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac nehmen. Diese Medikamente erhöhen nicht nur den Blutdruck. Sie erhöhen auch ganz deutlich das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Problematisch ist es besonders, wenn Schmerzpatienten diese Medikamente wie Bonbons einnehmen, um einer Sportart nachgehen zu können.

Eines steht fest: Sollten Sie unter regelmäßig wiederkehrenden Schmerzen leiden, greifen Sie bitte nicht einfach nur zu einem frei verkäuflichen Schmerzmittel, sondern reden Sie mit dem Arzt Ihres Vertrauens darüber.

Er kann Ihnen zielgerichtet dabei helfen, Ihre Schmerzen in den Griff zu bekommen. Und wenn die Schmerzen weg sind, sinkt auch Ihr Demenz-, Alzheimer- oder Schlaganfall-Risiko ganz automatisch.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.