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Gesund mit Diehm

Wenn die Schilddrüse nicht richtig arbeitet

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Erkrankungen der Schilddrüse zählen inzwischen auch bei uns in Deutschland zu den großen Volkskrankheiten. Man sollte sie nicht auf die sprichwörtliche leichte Schulter nehmen, denn sie können schwerwiegende Folgen haben. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Aktuelle Zahlen lassen aufhorchen: Bei etwa jedem dritten Erwachsenen in Deutschland – so schätzt das Deutsche Schilddrüsenzentrum in Köln, Nordrhein-Westfalen – bildet sich im Laufe des Lebens mindestens eine krankhafte Schilddrüsenveränderung. Mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit signifikant an. Neben der krankhaften Vergrößerung Struma – im Volksmund auch häufig Kropf genannt – werden dabei insbesondere regelmäßig Über- und Unterfunktionen diagnostiziert. Das Schlimme: sie bleiben oft sehr lange unentdeckt, können aber schwerwiegende Folgen haben.

Funktion der Schilddrüse

Als Hormondrüse erfüllt die Schilddrüse zahlreiche wichtige Steuerungsfunktionen in unserem Körper, denn die in ihr gebildeten Hormone beeinflussen und regulieren unsere Organe. Das reicht von der Herzaktivität und dem Blutdruck über die Gehirnaktivität bis hin zu verschiedensten Stoffwechselfunktionen.

Ist diese Hormonproduktion nun gestört – werden also zu viele oder zu wenig Hormone produziert – werden all diese Aktivitäten vereinfacht ausgedrückt bei einer Überfunktion über Gebühr beschleunigt, bei einer Unterfunktion dagegen zu stark abgebremst.
Die Gründe dafür können vielfältig sein und sollten auf jeden Fall medizinisch abgeklärt werden.

Folgen für die Gesundheit

Weil die Fehlfunktion in der Regel schleichend voranschreitet und die Folgen so vielfältig sind, bleibt sie sehr häufig lange unentdeckt. Bereits 2017 hat so beispielsweise eine Untersuchung gezeigt, dass selbst eine leichte Unterfunktion der Schilddrüse Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz verursachen und sogar zu einer Arteriosklerose mit späterem Schlaganfall oder Herzinfarkt führen kann.

Herzrhythmusstörungen und hoher Blutdruck sind aber auch typische Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion, oftmals gepaart mit Nervosität, innerer Unruhe und Schlafstörungen. Während wiederum extreme Müdigkeit, Antriebsmangel und erhöhte Infektanfälligkeit regelmäßig bei einer Unterfunktion zu beobachten sind.

Wer sollte besonders aufpassen

Am häufigsten treten Funktionsstörungen der Schilddrüse – wenig verwunderlich – im Zusammenhang mit bestimmten Lebensphasen auf, in denen der Hormonhaushalt des Körpers einem Wandel unterworfen ist: in der Pubertät, während Schwangerschaften oder während und nach den Wechseljahren, die es ja bekanntlich bei Frauen wie Männern gibt. Nicht selten sind Schilddrüsenentzündungen (Thyreoidistis). Meist steckt da eine Autoimmunkrankheit dahinter. Eine besondere Form der Thyreoiditis ist die Hashimoto-Thyreoiditis, eine chronische Entzündung der Schilddrüse.

Gerade Ältere sollten darum besonders vorsichtig sein, da sich die Fehlfunktion bei ihnen oftmals nicht wieder „von allein“ reguliert. Die gute Nachricht: Häufig kann der Arzt Ihres Vertrauens bereits mit einer einfachen Ultraschall-Untersuchung strukturelle Veränderungen des Schilddrüsengewebes erkennen. Eine anschließende Blutuntersuchung gibt weitere Aufschlüsse. Oftmals können die Über- oder Unterfunktion dann mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden. Je nach Art und Schwere der Erkrankung wird Ihr Arzt Ihnen die entsprechende Therapie empfehlen.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.