Blasensteine – Auf keinen Fall verharmlosen Gettyimages
Gesund mit Diehm

Blasensteine – Auf keinen Fall verharmlosen

Blasensteine entwickeln sich mehr und mehr zum Volksleiden. Auch, wenn sie oftmals unbemerkt ausgespült werden, sollte man sie keinesfalls verharmlosen. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Grundsätzlich unterscheidet man beim Thema Blasensteine zwischen solchen, die aus der Niere in die Blase gelangen und solchen, die sich direkt in der Blase bilden. Über erstgenannte habe ich bereits in meinem Beitrag „Nierensteine – Ausreichendes Trinken verringert das Risiko“ berichtet. Hier geht es nun um die Blasensteine, die sich direkt in der Blase bilden.

Sie entstehen häufig, wenn sich die Harnblase nicht vollständig entleert oder entleeren lässt. Das passiert regelmäßig bei einer Vergrößerung der Prostata, bei einer Harnröhrenverengung, einer Ausstülpung der Blasenwand aber auch durch eine Verengung des Blasenauslasses. Dann verbleibt Restharn länger als normalerweise in der Blase, die in ihm enthaltenen Salze können dort auskristallisieren und werden mit der Zeit immer größer.

Blasensteine: Häufig keine Beschwerden

Egal, ob die Blasensteine aus der Niere in die Blase gewandert sind, oder sich dort gebildet haben – sehr häufig verspüren Betroffene keinerlei Beschwerden. Kleinere Steinchen werden oft mit dem Urin ausgeschieden. Und selbst bei einem größeren Blasenstein kommt es darauf an, wo genau in der Blase er sich befindet. Nur wenn er den Ausgang zur Harnröhre versperrt, treten ganz plötzlich kolikartige Schmerzen auf, das Wasserlassen verursacht Beschwerden und durch scharfe Kanten des Steins können der Harnleiter oder die Blase verletzt werden, so dass der Urin blutig ist.

Spätestens bei einem dieser Symptome sollte man unbedingt sofort einen Arzt aufsuchen und die Ursache klären lassen, denn Blasensteine neigen dazu, auch nach einer erfolgreichen Entfernung neu aufzutreten.

Verursacht werden sie nämlich häufig durch eine ungesunde Lebensweise. Allein bei uns in Deutschland hat sich die Zahl der Neuerkrankungen innerhalb der letzten zehn Jahre verdreifacht. Übergewicht und die damit einhergehende Zunahme von Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen werden heute vielerorts auch als ursächlich für die Entstehung von Blasensteinen angesehen.

Wichtige Risikofaktoren sind eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, zu viel Fleisch und Milchprodukte bei der Ernährung sowie zu hohe und oft unnötige Magnesiumaufnahme.

Achtung – Erhöhtes Krebsrisiko

Und auch, wenn Blasensteine oftmals ohne Beschwerden bleiben, sollte man sie keinesfalls verharmlosen. Bereits mehrere Studien haben belegt, dass Harnsteine mit einem erhöhten Risiko für Harnwegskrebs verbunden sind.

Für Aufmerksamkeit sorgte in diesem Zusammenhang eine groß angelegte Untersuchung, die vor einigen Jahren in Taiwan durchgeführt wurde. Die Wissenschaftler untersuchten dabei den Zusammenhang zwischen Harnstein und Gesamtkrebs. Dabei wurden ausschließlich Patienten berücksichtigt, die vor Studienbeginn weder eine Krebserkrankung noch Harnsteine hatten. Die Muster der Krebsinzidenz bei Patienten mit Harnstein wurden mit denen der Allgemeinbevölkerung verglichen.

Das Resultat: Von den insgesamt rund 43.500 Patienten, bei denen sich ein Harnstein bildete, bekamen 1891 Patienten auch Krebs. Das Risiko für Gesamtkrebs war signifikant erhöht, insbesondere für Krebserkrankungen der Niere, der Blase, der Schilddrüse, Brust, Lunge sowie Kopf und Hals lag es nahezu doppelt so hoch, wie bei Menschen ohne Harnsteine.

Darum abschließend mein Ratschlag: sollten Sie verdächtige Symptome feststellen, reden Sie bitte unbedingt mit Ihrem Arzt.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.