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Gehirn – wann es besser funktioniert

Ohne das Gehirn geht nichts im menschlichen Körper. Was man für sein Oberstübchen tun kann, um optimale Leistung bringen zu können, erklärt Prof. Dr. med. Curt Diehm in seinem aktuellen Gastbeitrag.
Wer im Alter die Kalorien deutlich reduziert, verbessert sein Gedächtnis. Dies haben Wissenschaftler der Universität Münster in einer Studie bei menschlichen Probanden festgestellt. Das bestätigt Erkenntnisse aus Tierversuchen. Eine erhöhte Zufuhr ungesättigter Fettsäuren (zum Beispiel in Nüssen und Olivenöl sowie in Fisch) brachte – entgegen vorheriger Versuchsergebnisse bei Tieren – keine Besserung der Erinnerungsfähigkeit. Die Wissenschaftler aus Münster untersuchten 50 Probanden im Durchschnittsalter von 60 Jahren. Sie teilten die Probanden in drei Gruppen auf. Die erste Gruppe musste die tägliche Kalorienzufuhr um ein Knappes Drittel (30%) reduzieren. Die zweite Gruppe sollte bei gleich bleibender Kalorienzufuhr den Anteil ungesättigter Fettsäuren in der Nahrung um 20 % erhöhen. Die dritte Gruppe änderte die Ernährung nicht und diente als Kontrollgruppe. Nur in der ersten Versuchsgruppe mit einer Reduktion der Kalorienaufnahme besserte sich das Erinnerungsvermögen. Die Diätgruppe verzeichnete um 20 Prozent bessere Werte beim Merken einer Liste von Wörtern. Die Wissenschaftler sprachen bei dieser Gruppe von „Hirn-Diät“. Die Probanden dieser Gruppe zeigten darüber hinaus niedrigere Insulinwerte und geringere Entzündungsparameter. Diät scheint für das Gedächtnis besser zu sein als Fisch und Nüsse!

Vitaminkur hilft nicht gegen geistigen Abbau

Erhöhte Homocystein-Plasma-Spiegel sind bei alten Menschen häufig mit nachlassenden kognitiven Fähigkeiten verbunden. In einer Placebo kontrollierten Studie wurde deswegen untersucht, wie sich die Einnahme von Folsäure plus Vitamin B6 und B12 auf den geistigen Zustand auswirkt. Das Ergebnis war enttäuschend: Zwar sank der Homocysteinspiegel, aber die geistige Leistungsfähigkeit blieb davon unberührt. Vitaminkuren sind demnach nicht geeignet, dem geistigen Abbau entgegen zu steuern.

Sportprogramm ist Doping für’s Gehirn

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Hirn- und Muskelmasse? Wissenschaftler an der amerikanischen Universität Illinois haben an 259 Schülern herausgefunden, dass nur eine halbe Stunde moderates Training nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit erhöht, die Probanden waren auch geistig leistungsfähiger.

Diese Erkenntnis deckt sich mit anderen Forschungsergebnissen. Demnach veranlasst intensives Körpertraining auch ältere Nervenzellen, dichte Netzwerke zu formen, die das Gehirn schneller und effizienter arbeiten lassen. Wer regelmäßig in Bewegung ist, baut höhere Spiegel des Nerven ernährenden Elixiers BDNF auf. Die Nervenzellen beginnen sich zu verzweigen und über neue Verbindungen miteinander zu kommunizieren. Entscheidend ist allerdings, wo die neuen Gehirnzellen wachsen. In Tests einer Studie entstanden die neuen Zellen überwiegend in dem Bereich des Gehirns, das für Lernprozesse und Erinnerungsvermögen zuständig ist. Fitnesstraining, so hoffen die Mediziner, könnte helfen, diese Hirnregion in einen gesünderen und „jüngeren“ Zustand zu setzen.

Dutzende von Untersuchungen an Senioren haben ebenfalls gezeigt, dass schnelle Spaziergänge und andere aerobe Sportarten zu eindrucksvollen Leistungssteigerungen führten. Die Probanden schnitten bei psychologischen Tests besser ab, sie beantworteten Fragen schneller und genauer.

Dieser positive Effekt stellt sich relativ schnell ein. Leider will aber auch die geistige Fitness hartnäckig gepflegt werden. Nach nur einem Monat körperlicher Trägheit schrumpfen die Gehirnzellen wieder. Um die segensreiche Wirkung also zu erhalten, muss man dauerhaft in Bewegung bleiben – auch wenn es nur 30 Minuten am Tag sind.

Übergewicht lässt das Gehirn schrumpfen

In Deutschland sind heute bereits knapp 20 der Männer und knapp 25 Prozent der Frauen adipös. In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass eine fett- und zuckerreiche Ernährung zu Veränderungen der Nervenzellen führt. Das physiologische Korrelat zeigte eine verminderte synaptische Plastizität sowie eine Verschlechterung des Lernvermögens. In Studien am Menschen wurde gezeigt, dass ein erhöhter BMI zu einem reduzierten Hirnvolumen führt. Das Demenzrisiko für Dicke ist fast vervierfacht.

Ernährungstipps für das Gehirn

  • Regelmäßig Fisch essen (Omega-3-Fettsäuren)
  • Mehrfach ungesättigte Fettsäuren aus Olivenöl, Rapsöl, Leinöl
  • Moderater Alkoholgenuss (Rotwein, Polyphenole)
  • Viel frisches Obst und Gemüse
  • Nur wenig Fleisch (bevorzugt Geflügel)
  • Wenig Milchprodukte
  • Stark zuckerhaltige Getränke und Süßigkeiten meiden
  • Schokoliebhaber (dunkle Schokolade!) sollten den Energieumsatz durch körperliche Aktivität ausgleichen.

Der Autor

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.



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