Vitaminkur hilft nicht gegen geistigen Abbau
Erhöhte Homocystein-Plasma-Spiegel sind bei alten Menschen häufig mit nachlassenden kognitiven Fähigkeiten verbunden. In einer Placebo kontrollierten Studie wurde deswegen untersucht, wie sich die Einnahme von Folsäure plus Vitamin B6 und B12 auf den geistigen Zustand auswirkt. Das Ergebnis war enttäuschend: Zwar sank der Homocysteinspiegel, aber die geistige Leistungsfähigkeit blieb davon unberührt. Vitaminkuren sind demnach nicht geeignet, dem geistigen Abbau entgegen zu steuern.Sportprogramm ist Doping für’s Gehirn
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Hirn- und Muskelmasse? Wissenschaftler an der amerikanischen Universität Illinois haben an 259 Schülern herausgefunden, dass nur eine halbe Stunde moderates Training nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit erhöht, die Probanden waren auch geistig leistungsfähiger.Diese Erkenntnis deckt sich mit anderen Forschungsergebnissen. Demnach veranlasst intensives Körpertraining auch ältere Nervenzellen, dichte Netzwerke zu formen, die das Gehirn schneller und effizienter arbeiten lassen. Wer regelmäßig in Bewegung ist, baut höhere Spiegel des Nerven ernährenden Elixiers BDNF auf. Die Nervenzellen beginnen sich zu verzweigen und über neue Verbindungen miteinander zu kommunizieren. Entscheidend ist allerdings, wo die neuen Gehirnzellen wachsen. In Tests einer Studie entstanden die neuen Zellen überwiegend in dem Bereich des Gehirns, das für Lernprozesse und Erinnerungsvermögen zuständig ist. Fitnesstraining, so hoffen die Mediziner, könnte helfen, diese Hirnregion in einen gesünderen und „jüngeren“ Zustand zu setzen.
Dutzende von Untersuchungen an Senioren haben ebenfalls gezeigt, dass schnelle Spaziergänge und andere aerobe Sportarten zu eindrucksvollen Leistungssteigerungen führten. Die Probanden schnitten bei psychologischen Tests besser ab, sie beantworteten Fragen schneller und genauer.
Dieser positive Effekt stellt sich relativ schnell ein. Leider will aber auch die geistige Fitness hartnäckig gepflegt werden. Nach nur einem Monat körperlicher Trägheit schrumpfen die Gehirnzellen wieder. Um die segensreiche Wirkung also zu erhalten, muss man dauerhaft in Bewegung bleiben – auch wenn es nur 30 Minuten am Tag sind.
Übergewicht lässt das Gehirn schrumpfen
In Deutschland sind heute bereits knapp 20 der Männer und knapp 25 Prozent der Frauen adipös. In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass eine fett- und zuckerreiche Ernährung zu Veränderungen der Nervenzellen führt. Das physiologische Korrelat zeigte eine verminderte synaptische Plastizität sowie eine Verschlechterung des Lernvermögens. In Studien am Menschen wurde gezeigt, dass ein erhöhter BMI zu einem reduzierten Hirnvolumen führt. Das Demenzrisiko für Dicke ist fast vervierfacht.Ernährungstipps für das Gehirn
- Regelmäßig Fisch essen (Omega-3-Fettsäuren)
- Mehrfach ungesättigte Fettsäuren aus Olivenöl, Rapsöl, Leinöl
- Moderater Alkoholgenuss (Rotwein, Polyphenole)
- Viel frisches Obst und Gemüse
- Nur wenig Fleisch (bevorzugt Geflügel)
- Wenig Milchprodukte
- Stark zuckerhaltige Getränke und Süßigkeiten meiden
- Schokoliebhaber (dunkle Schokolade!) sollten den Energieumsatz durch körperliche Aktivität ausgleichen.
Der Autor
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.Hier finden Sie alle Beiträge der Serie Gesund mit Diehm