Essen ohne Kontrolle – Was ist Binge-Eating? www.thinkstock.de

Essen ohne Kontrolle – Was ist Binge-Eating?

Beim Thema Essstörung denken die meisten Menschen an Magersucht und Bulimie. Manch einer vergisst dabei, dass es bei Essstörungen nicht zwangsläufig um abmagern geht. Menschen, die an der Binge-Eating-Störung leiden, essen riesige Mengen und können ihr Essverhalten nicht mehr kontrollieren. Die Folge: Starkes Übergewicht und Depressionen. Doch was genau ist Binge Eating?

In der 2010 erschienenen Neuauflage des „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“, dem offiziellen Handbuch psychischer Störungen, wurde Binge-Eating erstmals als etablierte Essstörung klassifiziert.

Was ist Binge-Eating?

 „Binge“ kommt aus dem englischen und bedeutet „das Gelage“. Der Begriff „Binge-Eating“ lässt sich demnach mit dem deutschen Wort „Fressgelage“ übersetzen. Menschen, die an der sogenannten Binge-Eating-Disorder (BED) leiden, essen oft riesige Mengen Nahrungsmittel und können diese Essanfälle nicht kontrollieren. 

Die wiederkehrenden Essattacken kennzeichnen die sogenannten Binge-Eater. Essen steht für Menschen mit dieser psychischen Störung im Mittelpunkt. Mit Genuss oder Lust am Essen hat dies jedoch nichts mehr zu tun. Im Gegenteil.

Vergleich Binge-Eating mit anderen Essstörungen?

Im Wesentlichen werden drei Hauptformen von Essstörungen unterschieden: Magersucht (Anorexie), Bulimie und Binge-Eating-Störung.

Kennzeichnend für alle: Essen bestimmt das Leben der Betroffenen. Das gilt sowohl für ihren Tagesablauf, ihre Gefühle, ihre Beziehungen zu anderen, als auch ihre beruflichen und privaten Entscheidungen. Sie sind auf das Essen bzw. Nicht-Essen fixiert. Aus ihrer Sicht ist ihr Körper für alles Glück und Unglück verantwortlich.

Im Gegensatz zur Bulimie werden bei der Binge-Eating-Störung zu keinen Gegenmaßnahmen, wie Erbrechen oder Abführmittel gegriffen. Daher sind BED-Betroffene in den meisten Fällen übergewichtig.

Ursachen für Binge-Eating

Etwa die Hälfte der Betroffenen leiden unter Depressionen. Ob Depressionen diese Esssucht hervorrufen oder umgekehrt ist aber noch nicht genau erforscht. Es gibt allerdings Studien, die darauf hinweisen, dass Binge-Eater Schwierigkeiten damit haben, mit ihren Emotionen umzugehen. Viele Menschen, die an Esssucht leiden, sagen, dass Ärger, Wut, Trauer, Langeweile, Angst oder Stress ihre Essanfälle auslösen.

Typisch für Menschen mit einer Binge-Eating-Störung ist, dass sie häufig wenig körperlich aktiv sind. In ihrer Freizeit bewegen sie sich wenig, sehen viel fern, spielen Computer oder gehen andern bewegungsarmen Freizeitbeschäftigungen nach.

Häufigkeit von Binge-Eating

Binge-Eating ist eine sehr weit verbreitete Essstörung. Die Binge-Eating-Störung kann aber auch bei Menschen mit Normalgewicht auftreten und nicht jeder, der Übergewicht hat, leidet automatisch an dieser Essstörung.

Dennoch schätzen Experten, dass in Deutschland mehrere Millionen Menschen darunter leiden. Etwa 40% der Fettleibigen, die einen Therapeuten aufsuchen, sind ess-süchtig.

Ebenfalls 40% der Betroffenen sind Männer. Damit ist der Anteil an Männern, die an dieser Essstörung leiden, größer als bei Magersucht oder Bulimie.

Risiken von Binge-Eating

Binge-Eater spüren weder Hunger noch Sättigung. Erst wenn die Übelkeit einsetzt und der Bauch schmerzt ist Schluss. Oft nehmen die Betroffenen mehrere tausend Kalorien innerhalb eines kurzen Zeitraums zu sich. Übergewicht ist daher auf lange Sicht gesehen eine unvermeidliche Folge und damit auch das steigende Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck oder Diabetes.

Nicht zu unterschätzen sind auch die psychischen Schäden. Menschen mit Esssucht leiden meist sehr unter ihrer Krankheit und schämen sich dafür. Depressionen, Stress, Schlafstörungen und Selbstmordgedanken sind keine Seltenheit. Dazu kommen Probleme am Arbeitsplatz, in der Schule, oder im sozialen Umfeld.

Hilfe bei Binge-Eating

Die meisten Menschen versuchen ihre Ess-Krankheit zu verheimlichen. Ob ein Mensch an einer Ess-Störung leidet ist für außenstehende meist schwer zu beurteilen. Erst im Gespräch mit einem Arzt bzw. einem Psychologen kann eine Diagnose gestellt werden.

Nur mithilfe einer Therapie können die Betroffenen lernen, die Ess-Attacken zu stoppen. Sie müssen lernen sich regelmäßig, gesund und ausgewogen zu ernähren, um ihr Übergewicht in den Griff zu bekommen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen ist wichtig. Die Erkrankten können so sehen, dass sie nicht allein sind. Damit soll auch das Schamgefühl sinken.

Die Deutsche Adipositas Gesellschaft kann Betroffene beraten und Kontakte zu Fachleuten herstellen. Mehr Informationen dazu gibt’s unter folgender Adresse oder auf der offiziellen Homepage:

Geschäftsstelle der Deutschen Adipositas-Gesellschaft e.V.

Frau Dr. oec. troph. Beatrix Feuerreiter
Fraunhoferstr. 5
82152 Martinsried
Tel.: 089-710 48 358
Fax: 089-710 49 464

Mail-Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Homepage: http://www.adipositas-gesellschaft.de/index.php?id=3

Quellen:
http://www.binge-eating-online.de/index.php
http://www.stern.de/ernaehrung/erkrankungen/binge-eating-essen-bis-der-bauch-schmerzt-618767.html