Wer kennt nicht den schönen Anblick nach der Geburt, bei dem die frischgebackene Mutter ihr Kind das erste Mal in die Arme nehmen darf? Hinter dieser traditionellen Handhabung steht jedoch ein weitaus wichtigerer medizinisch-psychologischer Sinn. Dieser frühe Hautkontakt zwischen Mutter und Kind, in Fachkreisen auch „Bonding“ genannt, stabilisiert sämtliche Umstellungsprozesse des Neugeborenen besser als viele medizinische Maßnahmen. „Wir sind überzeugt, dass dieser Moment ein wichtiger Grundstein der Eltern-Kind-Beziehung ist “, so Dr. med. Bernhard Martin, Chefarzt an der Frauenklinik am Klinikum Landkreis Tuttlingen.
Aus diesem Grund macht es Sinn, auch Vätern diesen frühen Hautkontakt zu ermöglichen. Zwar scheint das Väter-Bonding in vielen Köpfen noch nicht angekommen zu sein, doch viele Krankenhäuser, so auch die Frauenklinik am Landkreis Tuttlingen, bemühen sich diese einzigartige Möglichkeit der frühen Bindung zum Vater, den werdenden Eltern näher zu bringen. „Gerade bei Müttern, die z.B. wegen eines Kaiserschnitts nicht sofort im OP bonden können, kann der Vater diese Rolle genauso übernehmen“, so Karin Berzbach, Leitende Hebamme am Klinikum. In diesem Fall, könnte dem Vater das Kind schon einmal nackt auf die Brust gelegt werden, damit das Baby sofort die Wärme und Geborgenheit erhält, auf die es normalerweise warten müsste, bis die Mutter sich von der OP erholt.