Die richtige Ernährung bei hohen Cholesterinwerten pixabay.com (Titel); Diana Bachmann
Erhöhtes Cholesterin – ist eine medikamentöse Therapie nötig?

Die richtige Ernährung bei hohen Cholesterinwerten

Man fühlt sich kerngesund, macht nur mal sicherheitshalber eine Vorsorgeuntersuchung und – oh Schreck – der Cholesterinspiegel ist zu hoch und die Sorgen sind da. Hohe Cholesterinwerte tragen schließlich dazu bei, dass sich Ablagerungen in den Blutgefäßen bilden. Arteriosklerose droht, mit dem Risiko, Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Aber ist eine medikamentöse Therapie wirklich nötig oder kann die richtige Ernährung bereits helfen?
Eines vorneweg: Nicht jeder erhöhte Cholesterinspiegel ist behandlungsbedürftig. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt darüber, ob weitere Risikofaktoren bei Ihnen vorliegen: Besteht in Ihrer Familie eine genetische Disposition für Thrombose, Herzinfarkt und Schlaganfall? Rauchen Sie? Schlagen Sie bei Alkohol gern einmal über die Stränge? Treiben Sie zu wenig Sport? Bewegen Sie sich zu wenig? Haben Sie Übergewicht, einen erhöhten Blutdruck oder Diabetes?

Gefäßcheck beim Angiologen

Liegen Risikofaktoren vor, macht es Sinn, Ihre Gefäße von einem Gefäßspezialisten, einem Angiologen, untersuchen zu lassen. Diese Untersuchung geschieht per Sonografie, ist also völlig schmerzfrei. Dabei wird geschaut, ob sich in der Halsschlagader bereits Plaques oder gar Engstellen, sogenannte Stenosen, gebildet haben. Ist dies der Fall, sind vermutlich auch andere Gefäße betroffen und der Arzt wird mit Ihnen das weitere Vorgehen besprechen und ein Cholesterin senkendes Medikament verordnen.

Wie wirken Cholesterin senkende Medikamente?

Cholesterin senkende Medikamente enthalten Statine (Cholesterinsyntheseenzymhemmer), die einerseits die Bildung von Cholesterin durch den Körper vermindern, andererseits nimmt man heute an, dass Statine indirekt entzündungshemmend auf instabile atherosklerotische Ablagerungen (sogenannte Plaques) wirken können. Dem gegenüber stehen aber auch Nebenwirkungen dieser Medikamente, so dass eine Risiko-Nutzen-Abwägung im Gespräch mit dem behandelnden Arzt enorm wichtig ist.

Hohe Cholesterinwerte: Risikoreduktion durch Ernährung

Handeln Sie aber auch selbst! Sie können einiges für Ihre Gesundheit tun. Vermindern oder beseitigen Sie die Risikofaktoren, die Sie selbst beeinflussen können! Bewegen Sie sich mehr, ernähren Sie sich gesünder und senken Sie auch dadurch Ihren Cholesterinspiegel. Nicht unbedingt indem Sie Eier und Butter weglassen. Das sind Ratschläge, die längst überholt sind. Zu einem großen Teil liegt es in unseren Genen, wie unser Körper mit dem durch die Nahrung aufgenommenen Cholesterin umgeht: Kommt zu wenig Nachschub, produziert er es einfach selbst.

Es gibt aber Ernährungsweisen und Lebensstile, die sich positiv auf den Cholesterinspiegel auswirken. In asiatischen Ländern ist der Cholesterinspiegel deutlich niedriger als bei uns, wenngleich er mit zunehmend westlich geprägter Ernährung mittlerweile auch dort ansteigt. Aber auch eine mediterrane Ernährung wirkt sich positiv aus, wenn es um die Vermeidung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen geht. Wenngleich beide Ernährungsstile sehr unterschiedliche Lebensmittel beinhalten, haben sie doch eines gemeinsam: In den Küchen dieser Länder wird noch selbst gekocht. Und das mit unverarbeiteten, vielfältigen Lebensmitteln und mit einer Vielzahl an Gewürzen und Kräutern – im Gegensatz zur deutschen Küche, die mit Pfeffer, Salz und, im günstigsten Fall, noch Petersilie auszukommen scheint. So finden wir deutlich weniger Zucker und Fett in der dortigen Ernährung, dafür aber mehr Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe und wertvolle Öle in selbst zubereiteten Lebensmitteln.

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Gesunde Lebensmittel: Cholesterin ganz natürlich senken

  • Kaufen und essen Sie viel frisches Obst und Gemüse.
  • Kochen Sie öfter einmal selbst aus unverarbeiteten und frischen Zutaten.
  • Entdecken Sie die Vielfalt der Geschmäcker kalt gepresster Öle! Erhitzen Sie diese aber nicht. Zum Braten oder Backen eignen sich etwas Butterschmalz oder raffiniertes Öl, welches als „Bratöl“ angeboten wird.
  • Experimentieren Sie mit exotischen Gewürzen und frischen Kräutern.
  • Lesen Sie das Kleingedruckte auf den von Ihnen gekauften Produkten. Je kürzer die Zutatenliste, umso besser für Ihre Gesundheit.
  • Brühen Sie sich Tee oder bereiten Sie Ihre Schorle aus einem Schluck Saft und Wasser selbst zu. Dadurch vermeiden Sie Unmengen Zucker in Softdrinks.

Cholesterinwerte senken - Welches Superfood wirkt wirklich?

Hafer ist ein wahres Multitalent und ein Superfood in Bezug auf Nachhaltigkeit und Verträglichkeit. Es muss nicht extra von weit hergeholt werden, denn es wächst auf unseren einheimischen Feldern. Aber das ist noch lange nicht alles: Hafer enthält Beta-Glucan, einen Ballaststoff, der Gallensäure im Darm bindet und somit die Bildung neuer Gallensäure aus Cholesterin in der Leber provoziert. Dadurch sinkt auch der Cholesterinspiegel im Blut. In 100 Gramm Haferflocken sind ca. 4 Gramm Beta-Glucan enthalten. Haferkleie (= Kornrandschicht plus Keimling) enthält ca. 8 Gramm dieses wertvollen Pflanzenstoffes. Schon 3 Gramm Beta-Glucan am Tag können helfen, den Cholesterinspiegel im Blut zu senken. Außerdem wird durch eine Beta-Glucan-reiche Ernährung das unerwünscht starke Ansteigen des Blutzuckerspiegels nach den Mahlzeiten gebremst. Man ist länger satt und tut seiner Gesundheit noch zusätzlich Gutes, denn im Hafer stecken viele wertvolle Stoffe, wie die Vitamine B1, B2, B6, E und K, Kalzium, Kalium, Magnesium, Selen und viele weitere.

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TIPP: Stellen Sie Ihr Müsli selbst zusammen, Haferflocken mit frischem Obst sorgen für einen leckeren und gesunden Start in den Tag. Pure Kleie hingegen ist eher gewöhnungsbedürftig und unangenehm hart. In Brot- und Brötchenteig verarbeitet verliert sie ihre unangenehmen sensorischen Eigenschaften, das Beta-Glucan bleibt trotz Backvorganges erhalten, denn es ist hitzebeständig. Haferkleie pur genießt man am besten als Haferkleieflocken. Diese sind aus zu feinem Mehl vermahlener Haferkleie hergestellt und schmelzen regelrecht auf der Zunge. In Kombination mit flüssig-fruchtigen Speisen ist vom ehedem mehligen Geschmack nichts mehr zu spüren. Haferkleieflocken isst man am besten zu Joghurt, Quark und Obst oder man bäckt damit knusprige Plätzchen.
Einen ähnlichen, jedoch deutlich schwächeren Effekt erreicht man auch mit anderen ballaststoffreichen Lebensmitteln. Vollkornerzeugnisse, Äpfel, Gemüse und Kartoffeln unterstützen ebenfalls den Cholesterinabbau.

Mythos cholesterinarme Ernährung: Welche Lebensmittel helfen

Artischocke

Sie ist eine dekorative Pflanze aus dem Mittelmeerraum, die wegen ihrer essbaren Blüten angebaut wird und fördert nicht nur die Verdauung, sondern hemmt auch die Bildung von Cholesterin in den Leberzellen und sorgt für eine vermehrte Cholesterinausscheidung. Nimmt man dreimal täglich ca. 10 ml Artischockensaft vor dem Essen ein, stimuliert der Bitterstoff Cynarin die Verdauung und die Cholesterinbiosynthese wird gehemmt, wodurch der Blutfettspiegel sinkt. Leider schmeckt der Heilpflanzensaft eher unangenehm und ist auch nur kurze Zeit haltbar (1 Woche bei Kühlschranktemperatur), kann aber den LDL-Spiegel – der für die Ablagerungen in den Wänden der Blutgefäße verantwortlich ist – um ca. 10 Prozent senken.

Roter Reis

Es gibt verschiedene rotschalige Reissorten, die, als gesundes Vollkornprodukt genossen, Abwechslung auf den Teller bringen. Wahre Wunderwirkung wird aber einem roten Reis zugeschrieben, der eigentlich weißer, fermentierter Reis ist. In asiatischen Ländern wird er zur farblichen und geschmacklichen Veränderung von Lebensmitteln, aber auch als Heilmittel eingesetzt. Durch die Fermentierung mit einem Schimmelpilz erhält er nicht nur seine rote Farbe, sondern auch Monocaline, die tatsächlich die körpereigene Bildung von Cholesterin in der Leber hemmen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit erlaubt deshalb, Rotschimmelreis und daraus produzierte Nahrungsergänzungsmittel mit der Angabe „Monacolin K aus Rotschimmelreis trägt zur Aufrechterhaltung eines normalen Cholesterinspiegels im Blut bei.“ zu bewerben. Da Monacolin K unter dem Namen Lovastatin als verschreibungspflichtiges Medikament bereits auf dem Markt ist, ist es für den Verbraucher deutlich sicherer, sich im Bedarfsfall dieses oder ein anderes Medikament aus der Gruppe der Statine verschreiben zu lassen, als selbst mit diesem Mittel herumzuexperimentieren, zumal die Nebenwirkungen bei falscher Dosierung erheblich sein können.

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Weitere Tipps zur gesunden Ernährung

Übrigens: Jeder Mensch is(s)t individuell. Kämpfen Sie nicht gegen Ihren Appetit an. Schauen Sie, was zu Ihnen passt und verändern Sie Ihre Gewohnheiten in kleinen Schritten:

Keine Zeit zum Mittag essen? Greifen Sie auf die altbewährten Vollkornschnitten zurück und belegen Sie diese bunt und großzügig, damit Sie dem Burger widerstehen können.

Häufig Hunger auf Süßes? Obst oder Obstsalat in Sicht- und Reichweite stellen, Süßigkeiten verstecken oder bittere Schokolade bevorzugen.

Durst auf Süß-Fruchtiges? An Stelle der beliebten Soft- und Fitnessdrinks lieber Fruchtsaft mit immer mehr Wasser verdünnen und so jede Menge Zucker sparen – der Geschmack passt sich allmählich an.

Gier nach Salz und Fett? Pommes und Chips sind schnell im Backofen selbst gemacht, in der Heißluftfritteuse sogar mit noch weniger Fett, Kräutersalz würzt mit deutlich weniger Salzgehalt.

Knabbern beim Fernsehen? Es gibt so viele verschiedene Nussorten, Sie finden garantiert auch die richtige für Ihren Geschmack.

Sie lieben Joghurt und Speiseeis? Pürieren Sie frische Früchte mit Naturjoghurt und schmecken Sie diesen mit etwas Zucker ab. Keine Früchte zur Hand? Konfitüre nehmen und einrühren – auch das spart Zucker und vor allem die Aromen, die handelsüblichem Joghurt ihren Geschmack verleihen. Solch ein Joghurt schmeckt auch eingefroren als Eis lecker.

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