Über das Thema Impfen und – wie ich noch einmal ausdrücklich betonen möchte – die daraus resultierenden Vorteile für die Gesundheit Ihrer Kinder ist an anderer Stelle bereits ausgiebig berichtet worden. Heute möchte ich Ihnen zwei weitere aktuelle Studien vorstellen, die in den vergangenen Wochen veröffentlich wurden.
Kein Narkoserisiko für Kleinkinder
Die erste, durchgeführt an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, beschäftigte sich mit der Frage, ob Narkosen bei Kindern Auswirkungen auf deren spätere geistige Entwicklung haben. Denn bekanntlich ist das unreife Gehirn von Säuglingen oder Kleinkindern besonders anfällig gegenüber schädlichen Substanzen. Dazu untersuchte das Forscherteam Kinder, die zwischen 2007 und 2011 geboren waren und mindestens einmal narkotisiert werden mussten. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit Kindern, die nicht narkotisiert wurden, gab es bei der kognitiven Leistungsfähigkeit keine signifikanten Unterschiede. Alle Kinder erreichten – ob narkotisiert oder nicht narkotisiert – einen mittleren IQ, der über 100 lag. Narkosen im Kleinkindalter haben also – das konnte nun wissenschaftlich belegt werden – keine Auswirkung auf die spätere Intelligenz der Kinder.Das ist eine wichtige Aussage, denn zum einen höre ich immer wieder, dass Eltern Angst davor haben, ihre Kinder narkotisieren zu lassen. Zum anderen müssen aber allein bei uns in Deutschland rund 400.000 Kinder innerhalb ihrer ersten fünf Lebensjahre für eine diagnostische Untersuchung oder einen therapeutischen Eingriff narkotisiert werden.
Großes Risiko durch Rauchen – insbesondere von Cannabis
Ganz anders zeigt sich – so das Ergebnis einer Studie der Kinderklinik des Anschutz Medical Campus im US-amerikanischen Denver – das Gesundheitsrisiko für Kinder, deren Eltern Tabak oder gar Cannabis konsumieren. Die Auswertung ergab, dass Kinder von rauchenden Eltern deutlich häufiger in der Notfallaufnahme behandelt werden mussten. Besonders häufig litten sie an durch das Passivrauchen verursachten Asthmaanfällen, an Virusinfekten aber auch Mittelohrentzündungen.Insbesondere bei Kindern von Cannabis-Konsumenten konnte ein deutlich erhöhtes Risiko nachgewiesen werden, an einer Virusinfektion zu erkranken. Das ist nicht nur vor dem Hintergrund der in Deutschland gerade laufenden Diskussion zur Legalisierung von Cannabis interessant. Es deckt sich auch mit früheren Untersuchungen, die im Cannabis-Rauch eine besonders hohe Konzentration schädlicher Stoffe nachgewiesen haben.
Als Resümee lässt sich also festhalten: Sollten Sie, egal was rauchen, setzen Sie bitte nicht auch noch Ihre Kinder den giftigen Substanzen durch Passivrauchen aus. Und stark vereinfacht könnte man noch hinzufügen: Ein Gesundheitsrisiko für Kinder geht nicht von Medizinern aus, die Impfen oder Narkotisieren, sondern viel eher von Eltern und ihrem wissentlichen oder unwissentlichen (Fehl-)Verhalten.
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.