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Finnische Studie

Antibiotika schwächt Effekte von Muttermilch

Muttermilch ist für die Ernährung und das Immunsystem des Kindes ein wichtiger Faktor. Antibiotika können aber positive Effekte des Stillens hemmen.
Muttermilch versorgt das Baby in den ersten Lebensmonaten mit allem, was es braucht. (INFO: Das steckt in der Muttermilch). Sie enthält auch Abwehrstoffe und schützt den Säugling so vor Infektionen. Untersuchungen haben gezeigt, dass gestillte Kinder auch im späteren Leben seltener mit Antibiotika behandelt werden müssen und weniger oft an Übergewicht leiden.

Antibiotika können Effekte abschwächen


Katri Korpela von der Universität Helsinki hat nun in einer Kohortenstudie gezeigt, dass diese Effekte abgeschwächt werden, wenn die Kinder während der Stillzeit Antibiotika eingenommen haben. Ihr Datensatz: 226 finnische Kinder, die sie bis zum Alter von zwei bis sechs Jahren nachbeobachtet hat.

Korpela stellte fest, dass jeder zusätzliche Stillmonat die Anzahl der späteren Antibiotikabehandlungen um fünf Prozent senkte. Wurde das Kind bereits in der Stillphase mit Antibiotika behandelt, lag dieser Wert nur bei vier Prozent.
In puncto Übergewicht waren die Ergebnisse noch deutlicher. Hier stellte sich heraus, dass gestillte Kinder später einen niedrigen Body-Mass-Index aufwiesen. Je länger sie gestillt wurden, desto größer war der Effekt im Vergleich zu Kindern, die nur kurz gestillt wurden (0 bis 6 Monate) und zu Kindern, die während der Stillzeit Antibiotika bekamen. Bei letzteren war der Effekt vollständig aufgehoben.

Ursache in der Darmflora


Als Grund für ihre Beobachtungen vermutet die finnische Forscherin bestimmte Entwicklungen in der Darmflora. Stuhlproben legten dies nahe. Bakterien der Gattungen Bifidobacterium und Akkermansia traten vermehrt im Darm der Kinder auf, die lange gestillt wurden und keine Antibiotika bekommen hatten. Sie zeigten im Tierexperiment, dass sie vor Übergewicht schützen könnten. Der Infektionsschutz könnte aus einer Stabilisierung der Darmbarriere resultieren, sagt die Korpela.

Studien und Gegenstudien


Wie häufig bei Studien gibt es hier auch andere Untersuchungen mit gegenteiligem Ergebnis. Das Deutsche Ärzteblatt verweist auf eine Studie von Jeffrey Gerber von der Perelman School of Medicine in Philadelphia und Mitarbeitern, die in ihrer Untersuchung zu dem Schluss gekommen sind, dass „es viele Gründe [gebe], die Antibiotika-Exposition in den ersten Lebensmonaten zu begrenzen, die Gewichtszunahme gehöre jedoch wahrscheinlich nicht dazu.“ Zudem kritisiert das Fachblatt, dass alle bisherigen Studien retrospektiv seien und daher zu Verzerrungen neigten. Das Problem sei aber, Studienteilnehmer für eine randomisierte klinische Studie zu finden.

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