Wie wir unsere Kinder überfüttern			thinkstockphoto.de

Wie wir unsere Kinder überfüttern

Krank durch Essen – ein Trugschluss? Keinesfalls. Die Zahl der Kinder, die an den Folgen schlechter Ernährungsgewohnheiten erkranken, nimmt zu. Und dabei sind die Symptome vielschichtig: Diagnosen wie Bluthochdruck oder Diabetes Mellitus werden immer häufiger und bei immer jüngeren Patienten gestellt. Die psychischen Folgen wie Frustration, Selbstzweifel, Aggression und soziale Isolation sind massiv.

Übergewicht ist eben nicht nur das, was manchmal mit „ein bisschen viel auf den Rippen" lapidar abgetan wird. Laut Prof. Dr. Thomas Lücke, Leiter der Abteilung für Neuropädiatrie und Stoffwechsel der Universitätskinderklinik Bochum ist „Übergewicht die häufigste ernährungsbedingte Krankheit bei Kindern und Jugendlichen."

Ab wann aber spricht man von Übergewicht, wann von Adipositas?

Die Diagnosen Übergewicht und Adipositas unterliegen keiner individuellen Einschätzung oder gar Interpretation, sondern sind klar definiert. Beide Begriffe beschreiben einen erhöhten Körperfettanteil an der Gesamtkörpermasse. Erfasst werden Übergewicht und Adipositas mit Hilfe des sogenannten Body-Mass-Index (BMI). Dieser lässt sich berechnen aus dem Verhältnis von Körpergewicht durch Körperlänge zum Quadrat. Als Rechenformel gilt also: BMI = Körpergewicht : (Körperlänge )2.  Für den BMI im Kindes- und Jugendalter gibt es alters- und geschlechtsbezogene Normwertskalen, die sogenannten Perzentilen. Bei den kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen werden diese z.B. zu Grunde gelegt. Im Internet gibt es mehrere Seiten, die anhand solcher Perzentilen helfen, den eigenen BMI richtig einzuschätzen. Gut sind zum Beispiel die Seiten des Adipositasverband Deutschland e.V.: www.adipositasverband.de, der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter: www.a-g-a.de oder auch www.mybmi.de.

Liegt der BMI oberhalb der 90sten Perzentile, spricht man von Übergewicht. Adipositas liegt vor, wenn der BMI oberhalb der 97sten Perzentile liegt. Anders gesagt: Befindet sich ein Kind mit seinem BMI auf der 97sten Perzentile bedeutet dies, dass 97 Prozent der Kinder seines Geschlechts und Alters leichter und drei Prozent schwerer sind. Extreme Adipositas bedeutet, dass der BMI sogar oberhalb der 99,5ten Perzentile liegt und damit nur 0,5 Prozent der Gleichaltrigen einen höheren BMI haben.

Jedes sechste Kind ist betroffen

Kinder, deren BMI deutlich oberhalb des altersgerechten Normwertes liegt, sind keinesfalls eine Minderheit. Mittlerweile kann man sagen, dass bundesweit sogar jedes sechste Kind von Übergewicht betroffen ist. Die Auswirkungen sind verheerend. So sagt zum Beispiel Professor Lücke: „Inzwischen finden sich im Kindes- und Jugendalter Erkrankungen wie der Diabetes Typ II, im Volksmund auch „Alterszucker" genannt." Das heißt also, was lange Zeit ausschließlich eine Erkrankung bei Erwachsenen war, betrifft mittlerweile auch Kinder. Prof. Dr. Eckard Hamelmann, Direktor der Kinder- und Jugendklinik am Universitätsklinikum Bochum, betont: „Heute erleben wir in ganz Deutschland, aber auch sehr ausgeprägt bei uns im Ruhrgebiet, dass immer mehr Kinder und junge Menschen an den Folgen schlechter Ernährungsgewohnheiten leiden und daran erkranken. Dabei ist eine altersgerechte und ausgewogene Ernährung ganz wichtig, um die Entstehung vieler Zivilisationskrankheiten bereits in dieser frühen Lebensphase zu verhindern."

Kinder brauchen wieder Freude an Bewegung und gesunder Kost

Eine zweifelsfrei alarmierende Entwicklung. Aber wie kann man dieser begegnen?

Prof. Dr. Eckard Hamelmann ist sich sicher, dass man diesem Trend nur mit konsequenter Aufklärungsarbeit entgegenwirken kann. Und das möglichst frühzeitig: „Wehret den Anfängen!" ist sein Credo, denn insbesondere ab dem Schulalter steige die Häufigkeit des Übergewichts deutlich an. Die Folge: Fast doppelt so viele Jugendliche wie Kinder sind von Übergewicht betroffen. Und Studien zeigen, wer als Jugendlicher übergewichtig ist, ändert das nur noch schwer. Dazu sagt Frau Dr. Chen-Stute, ärztliche Leiterin des Adipositaszentrums Oberhausen: „Es ist bekannt, dass über 40% der 7jährigen überwichtigen Kinder und sogar um die 70% der 10 bis 13jährigen auch im Erwachsenenalter adipös bleiben."

Aufklärung muss daher bereits im Kindergarten anfangen. Prof. Dr. Hamelmann: „Kinder müssen wieder Freude an der Bewegung und an gesunder Kost haben."

 

Den ganzen Originalartikel "Wir überfüttern unsere Kinder" lest Ihr im "Gesundheits Magazin Ruhr" (GMR).

Mehr Infos über das "GMR" erhaltet Ihr unter: www.durian-pr.de