Svea Vollbrecht: Ich habe mich auf Traditionelle Chinesische Medizin (kurz: TCM) spezialisiert, und hierbei besonders auf Akupunktur speziell für Paare mit Kinderwunsch, Schwangere, Allergie- und Migränepatienten. Die Schule an der ich gelernt habe, ist taoistisch orientiert, das heißt ich habe mir eine sehr ganzheitliche Behandlungsweise aneignen können. In meinen Behandlungen geht es immer um Körper und Seele. Hauptsächlich arbeite ich mit Akupunktur, Fußreflexzonentherapie und Ernährungsberatung nach den Fünf Elementen.
gesuendernet.de: Fünf?
Svea Vollbrecht: Im Gegensatz zu uns „Westlern“ haben die Chinesen fünf statt vier Elemente: Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall. Diese Elemente werden auch Wandlungsreiche genannt. Jedes Wandlungsreich hat einen Bezug zu den ihm zugeordneten Organen. Dem Element Wasser sind z.B. Niere und Blase zugeordnet, dem Holz Gallenblase und Leber, dem Feuer Herz und Dünndarm, der Erde der Magen und die Milz (wie auch der Pankreas) und dem Metall die Lunge und der Dickdarm. Aber auch andere Körperteile wie Ohren, Augen, Haare oder die Haut gehören zu einem der Wandlungsreiche.
Neben den physischen Aspekten, gehören auch psychische Komponenten zu den Wandlungsreichen. Gefühle wie Angst, Trauer, Wut, Freude, Leid oder übertriebenes Verantwortungsbewusstsein, zu häufiges Grübeln oder fehlende Entscheidungskraft finden sich in den Wandlungsreichen wieder. Farben, Klänge und sogar Tageszeiten werden den Wandlungsreichen zugeordnet. Zum Beispiel ist von 7 Uhr bis 9 Uhr die Zeit des Magens. Deshalb ist es angeraten, besonders morgens gut zu essen. In dieser Zeit hat der Magen einfach am meisten Energie, die Speisen zu verwerten.
Untereinander stehen die Elemente in einem Ernährungs- wie auch in einem Kontrollzyklus. Somit wirkt sich ein Ungleichgewicht in einem Wandlungsreich auch auf die anderen Wandlungsreiche aus. Sei es, weil das betroffene Wandlungsreich seine Funktion als „Ernährer“ nicht mehr erfüllen kann, oder weil es nicht die adäquate Kontrollfunktion für seinen Zykluspartner ausführt. Wirklich alle Elemente stehen in Verbindung zueinander. Für mich als Behandelnde ist es eine Herausforderung herauszufinden, in welchem Wandlungsreich das Ungleichgewicht entstanden ist. Denn oft zeigen sich in dem Symptome in einem der anderen Wandlungsreiche. Ein Beispiel: Das Element Erde ist schwach und kann seine Funktion als Ernährer für das Wandlungsreich Metall nicht mehr erfüllen. Dann werden sich die Symptome des Patienten höchstwahrscheinlich im Metall zeigen, nicht aber in der Erde wo das eigentliche Problem liegt.gesuendernet.de: Und welche Anwendungen führst Du aus, um das Gleichgewicht wieder herzustellen?
Svea Vollbrecht: Neben Akupunktur, Fußreflexzonenmassage und Ernährungsberatung wende ich die Puls- und die Zungendiagnose, Moxibustion, Aku-Taping und Taoistische Bauchmassage an. Somit ist eine sehr umfassende Behandlung des Patienten möglich. Natürlich wende ich nicht immer alle Methoden bei einem Patienten an. Das wird sehr individuell abgestimmt.
gesuendernet.de: Woher kommen diese, wie wirken sie allgemein? Gibt es Definitionen?
Svea Vollbrecht: TCM ist eine tausende Jahre alte ganzheitliche Heilmethode aus China die besagt, dass der Körper von Energiebahnen, Meridiane oder auch Kanäle genannt, durchzogen wird, die sich mit den Organen verbinden. In diesen Bahnen fließt das Qi - die Lebensenergie.
Mit Hilfe von Akupunktur, Massagen oder gezielter Ernährung kann man den Qi-Fluss und das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang erhalten oder im Krankheitsfall wieder herstellen.
Bei der Akupunktur werden die Punkte mittels sehr dünner Nadeln aktiviert. Der dadurch entstehende Impuls beschränkt sich aber nicht nur lokal auf die akupunktierte Stelle, sondern spricht den gesamten Kanal an. Wenn ich zum Beispiel einen Punkt auf dem Nierenkanal behandele, könnte man denken, ich mache mich am Rücken des Patienten zu schaffen. Aber dadurch, dass die Kanäle den gesamten Körper durchströmen, kann ich unter anderem am Fuß akupunktieren, um den Nierenkanal anzusprechen. Am Fuß finden sich nämlich entsprechende Resonanzpunkte. Und alle Organe sind durch die Kanäle an Punkten am Fuß auszumachen. Deshalb ist Fußreflexzonentherapie bei so vielen verschiedenen Erkrankungen hilfreich. Ich nutze sie bei Rückenbeschwerden, bei Verdauungsschwierigkeiten oder auch bei Schlafstörungen. Zusätzlich hilft mir die Fußreflexzonentherapie bei der Anamnese. Wenn ich mir durch Puls- und die Zungendiagnose ein Bild von dem Zustand der Organen des Patienten gemacht habe und mit einer Fußreflexzonentherapie beginne, finde ich meine Diagnose bestätigt. Natürlich gibt es auch Fälle, wo der Puls nicht eindeutig zu tasten ist. Um meine Diagnose zu verifizieren, nutze ich dann die Fußreflexzonentherapie und einen Eindruck des energetischen Zustands der Organe zu bekommen. Und gerade bei Patienten mit „Nadelphobie“ ist die Fußreflexzonentherapie eine schöne Alternative zur Akupunktur, denn sie ist nicht weniger effektiv.
gesuendernet.de: Wie beginnt Deine Arbeit, wenn der Patient erstmals mit einer Beschwerde zu Dir kommt?
Svea Vollbrecht: Wenn ein neuer Patient zu mir kommt, führe ich zuerst ein Anamnesegespräch mit ihm. Darin frage ich nach der Krankheitsgeschichte, akuten und chronischen Symptomen und natürlich auch den Lebensumständen. Ich möchte immer einen Gesamteindruck des Menschen bekommen, deshalb schaue ich nicht ausschließlich auf körperliche Symptome. In dem Körper steckt ja auch eine Seele. (lacht).
Wenn das Anamnesegespräch vorbei ist, nehme ich die Pulse des Patienten und schaue mir seine Zunge an. Im Gegensatz zur westlichen Medizin gibt es in der TCM mehrere Pulstaststellen, für jedes Organ eine. Ich fühle den Puls an beiden Armen, an jeweils drei Stellen auf verschiedenen Ebenen. Durch eine leichte Berührung erfasse ich die oberflächlichen Pulse, durch einen verstärkten Druck die auf der tieferliegenden Ebene. Somit kann ich die Energien der einzelnen Organe fühlen, zum Beispiel den der Lunge, des Magens und so weiter.
Viele Patienten können etwas damit anfangen, wenn ich sage, dass wenig Energie zu tasten ist. Aber es gibt auch „Füllezustände“. Ich muss dann genau hingucken, ob so viel Energie im Kanal angebracht ist oder nicht. Hierbei berücksichtige ich aber auch die aktuelle Jahreszeit. Ein Puls fühlt sich im Winter anders an, als im Sommer. Für viele Patienten ist das sehr neu, aber wenn ich dann sage: „Bitte zeigen Sie mir einmal Ihre Zunge“ sind die meisten dann doch im ersten Moment irritiert. Dabei ist die Zungendiagnose eine wirklich phantastische Methode, sich ein Bild über den Zustand des Patienten zu verschaffen. Alle Kanäle haben Kontakt zur Zunge und spiegeln die energetischen Zustände der Wandlungsreiche dort wieder. Ich kann zum Beispiel sehen, ob es einen Energiestau in der Erde gibt, ob das Wandlungsreich Feuer zu viel Energie hat, ob es ein Ungleichgewicht im Wandlungsreich Holz gibt, und vieles mehr. Das Tolle daran ist, dass ich - neben akuten Zuständen - auf der Zunge auch Informationen über vergangene Energiezustände erhalte. Somit ist wirklich ein sehr rundes Bild durch eine so einfache Methode zu erlangen und ich kann dementsprechend die Akupunkturpunkte nadeln, die indiziert sind. Wenn keine Akupunktur gewünscht ist, kann eine Fußreflexzonentherapie auch sehr hilfreich sein. In den Folgebehandlungen wende ich meistens eine Mischung aus Gespräch, Fußreflexzonentherapie, Puls- und Zungendiagnose und Akupunktur an.
weitere Informationen zu Svea Vollbracht gibt es unter: http://www.naturheilpraxis-vollbrecht.de