Kuriose Phobien – Teil 3: Flugangst Dieter_pixelio/www.pixelio.de

Kuriose Phobien – Teil 3: Flugangst

Eine Spinne, eine Spritze, Dunkelheit und Enge – Es gibt viele Dinge, die bei Menschen Angst auslösen können. Bei manchen ist es ein vorrübergehender Schreckmoment, bei anderen wird die Angst zum chronischen Zustand. Als Beobachter kann man die Reaktion von Phobikern manchmal schwer nachvollziehen. Ihre Geschichten sollen für Verständnis sorgen. Heute befassen wir uns mit der Flugangst.

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach aus dem Jahre 2003 fliegen ein Drittel aller Passagiere mit einem mulmigen Gefühl. Spätestens wenn man zur Einstiegsschleuse geht, bemerkt man unter den Reisenden eine langsam aufkommende Anspannung. Bei Menschen mit Flugangst steigt bereits hier der Puls an. Der ein oder andere versucht sich mit Baldrian, Valium oder auch Alkohol zu beruhigen. Andere haben die Reiseform „Fliegen“ aus ihrer Liste der Fortbewegungsmöglichkeiten gestrichen.

Aber was ist die Flugangst und warum setzt sie so vielen Menschen derart zu, dass sie noch nicht einmal einen Flughafen betreten möchten?

Bei der Flugangst handelt es sich um eine objekt- und situationsbedingte Phobie. Das bedeutet, dass sie sich auf eine begrenzte Situation oder auf ein bestimmtes Objekt bezieht. Der Betroffene denkt an verschiedene beängstigende Szenarien, wie beispielsweise an einen freien Fall, fehlende Fluchtmöglichkeiten, technischen Schwierigkeiten oder einen Flugzeugabsturz. Dabei fängt der Puls an zu steigen, man schwitzt verstärkt, bekommt weiche Knie oder es wird einem übel. Wie stark die Symptome auftreten, ist vom Individuum und dem Grad der Angst abhängig. Bei ausgeprägten Angstzuständen müssen sich die Betroffenen sogar übergeben oder bekommen Panikattacken.

Von diesen und ähnlichen Symptomen erzählt auch eine junge Frau in einem Flugangst-Forum auf der Seite www.mysnip.de. Sie erinnerte sich, dass sie schon als Kind öfters Angst hatte, vor allem davor, dass sie bei ihren Panikattacken keinen Ausweg zur Flucht hat. Geschlossene Räume waren daher ein Problem. Als ihr Freund sich entschloss, für drei Monate nach Australien zu gehen, sollte sie ihm einige Zeit später nachfliegen. Es sollte das erste Mal sein, dass sie in ein Flugzeug stieg. Als es dann soweit war und sie sich in ein Taxi zum Flughafen setzte, hatte sie das Gefühl, ihre letzte Stunde hätte geschlagen. Sie stellte sich vor, dass sie „zum Henker gefahren“ wird. Dabei zählte sie unterschiedliche Aspekte auf, die ihre Angst begründeten. Sie sorgte sich einmal darum, dass sie in einem geschlossen Raum sitzen musste. Weiter ängstigte sie der Gedanke, dass weite Teile der Flugroute über den Ozean führten und sie mehrere Stunden unterwegs sein sollte. Das Schlimmste an der ganzen Angelegenheit war aber, dass sie sich immer wieder einredete, dass sie keine Wahl hätte, dass ihr Freund sonst enttäuscht wäre und dass es keinen Weg zurück gibt. Diese Mixtur aus unterschiedlichen negativen Gedanken schaukelte sich derart hoch, dass sie im Flugzeug starke Anzeichen einer Panik zeigte. Bei einem Zwischenstopp in Dubai musste die junge Frau aufgrund von Erschöpfung den Flughafenarzt aufsuchen.

Flugangst begründet sich bei jeden Menschen anders. Gemein ist den Phobikern jedoch ein Merkmal: Die Angst, die Kontrolle vor anderen Menschen zu verlieren.

Um die Flugangst zu lindern oder zu heilen, gibt es ganz unterschiedliche Ansätze. Die meisten tendieren dahin, den Betroffenen Techniken der Beruhigung und Entspannung beizubringen. Es gibt beispielsweise Seminare, in denen Betroffene von ihren Erlebnissen und Gefühlen erzählen. Hier soll klar werden, dass man mit seiner Angst nicht alleine ist. Ein weiterer Ansatzpunkt ist es, den Verängstigten die Funktionsweisen eines Flugzeugs näher zu bringen, um die Vorstellung eines unsicheren, unkontrollierbaren Transportmittels zu beheben. Den Betroffenen wird vor allem Mut gemacht, sich ihren Ängsten zu stellen und sie nicht zu vermeiden. Das Ausweichen vor Ängsten wirkt für den Körper zwar zunächst wie eine Belohnung, jedoch lernt der Betroffene auf diese Weise nicht, seine Angst zu bewältigen. Denn bleibt ein Erfolgserlebnis dafür aus, dass man einen Flug tatsächlich überstehen kann, kann kaum Vertrauen in sich und in die Technik aufgebaut werden. Auch wichtig scheint die Erkenntnis zu sein, dass Panikattacken bzw. Angstzustände zwar sehr anstrengend für den Körper sind, jedoch in den seltensten Fällen und nur bei zusätzlichen Risikofaktoren physische Folgen im Sinne eines Herzinfarktes oder Ähnlichem haben können.