Kuriose Phobien – Teil 2: Die Sexangst www.istock-photo.com/fredpal

Kuriose Phobien – Teil 2: Die Sexangst

Menschen mit einer Phobie sind tagtäglich mit ihrer Angst konfrontiert. Manche Phobien sind für gesunde Menschen nachvollziehbar, andere nicht. Erst die Geschichte der Person hilft, ihre Ängste zu verstehen. Im ersten Teil unserer Phobien-Reihe haben wir uns die Ärztephobie angesehen. Heute beleuchten wir eine weitere Form der Angst: Die Sexangst (Coitophobie).

Eine besondere Form der Angst stellt die Coitophobie dar. Hierbei handelt es sich um die Angst vor dem Geschlechtsverkehr, aber auch vor anderen sexuellen Handlungen. Bei weiblichen Coitophobikern besteht unter anderem die Angst vor inneren Verletzungen, die durch den Geschlechtsakt entstehen könnten. Des Weiteren fürchten sich viele vor einer ansteckenden Geschlechtskrankheit. Die Betroffenen reagieren zumeist panisch und wehren körperliche Nähe unter anderem ab.

Häufige Auslöser sind Leistungsdruck, Aufschub des ersten Mals oder auch Glaubenskonventionen, die das Bild von Sexualität entrücken.

Beispielsweise kann die religiöse Erziehung ursächlich für die Sexangst sein. Die Religion schreibt uns selbst in unseren privaten Gemächern vor, wie wir uns zu verhalten haben. Wenn man bedenkt, dass einige Glaubensrichtungen verlangen, dass man sich beschneidet, oder bis zur Hochzeit mit dem Geschlechtsverkehr wartet, ist es nachvollziehbar, dass bei einer sehr strikten Erziehung von Heranwachsenden Ängste aufgebaut werden.

Besonders junge Frauen stehen dabei unter den wachsamen Augen der Familie und erfahren große Kritik oder gar Bestrafung wegen ungebührlichen Verhaltens. Eine Betroffene berichtet zum Beispiel, dass sie große Angst vor der Scham hat. Sobald sie mit ihrem Freund intim wird, kommt sie sich schmutzig und widerwärtig vor. Ähnliche Geschichten drehen sich vor allem um die Angst vor elterlichen Sanktionen oder gar davor von der Familie verstoßen zu werden.

Für andere Phobiker sind wiederum die sexuellen Begleiterscheinungen ekelerregend und abstoßend. Schweiß, Sperma und andere Körperflüssigkeiten werden als unhygienisch empfunden, weswegen die Betroffenen ungern den Geschlechtsverkehr vollziehen. Für diese dient der Akt tatsächlich nur der Fortpflanzung.

Wie sich eine Sexangst auch anderweitig aufbauen kann, illustriert die Geschichte einer jungen Journalistin, die davon in einem Frauenmagezin erzählte: Für sie war die Situation mit ihrem ersten Freund so prägend, dass sie noch Jahre danach große Probleme hatte. Dieser gab ihr auf ihr Bitten zu verstehen, dass er ihr so viel Zeit lassen würde, wie sie brauche. Währenddessen aber betrog er sie mit ihrer besten Freundin. Mit dieser bitteren Erfahrung gelang es ihr seither nicht, eine Beziehung einzugehen, geschweige denn die körperliche Nähe von Männern zuzulassen. Das Ganze geriet sogar dermaßen in eine Abwärtsspirale, dass die junge Frau depressiv wurde und psychologische Hilfe in Anspruch nehmen musste. Bei ihren Versuchen, sich auf Männer einzulassen, hatte sie nicht mehr nur Angst vor der Nähe, sondern mit zunehmendem Alter auch davor von diesen aufgrund ihrer Jungfräulichkeit ausgelacht zu werden. Beim Psychologen wurde versucht, vor allem das Vertrauen in Männer und eine Zukunft mit einem Partner zu stärken. Demgegenüber musste die Bedeutung der Jungfräulichkeit in den Hintergrund treten und zugleich der Glaube in die eigenen Verführungskräfte stabilisiert werden. Dabei konnte eine Typenveränderung und das Erlernen verführerischer Fähigkeiten helfen.