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Was sind Cluster-Kopfschmerzen?

Sie sind in ihrer Härte und Schmerzintensität überwältigend. Cluster-Kopfschmerzen attackieren unseren Kopf plötzlich und können uns völlig außer Gefecht setzen. Weil sie "clusterhaft", also gebündelt, auftreten, können sie uns über Monate begleiten und dann wieder verschwinden. Im letzten Teil unseres Kopfschmerzen-Specials unterhalten wir uns mit Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik Berlin über Cluster-Kopfschmerzen, wie sie entstehen und was man gegen sie tun kann.

GesünderNet: Dr. Sabarini, wie genau sehen die Symptome bei Cluster-Kopfschmerz im Gegensatz zu Migränebeschwerden aus?


Dr. Munther Sabarini: In ihrer Härte übertreffen Cluster-Kopfschmerzen Migräneanfälle bei Weitem. Außerdem gibt es optische Merkmale wie tränende Augen sowie herunterfallende Lider und Schweißausbrüche, unter denen Migränepatienten nicht leiden. Cluster-Kopfschmerz zeichnet sich durch streng einseitig und in Attacken auftretende extreme Beschwerden im Bereich von Schläfe und Auge aus. Bei sogenanntem episodischem Auftreten kommt es in einem Zeitraum von vier bis zwölf Wochen beinah täglich zu Attacken. Danach legen sich die Beschwerden vollends bis zum nächsten Intervall. Dieses kann nach zwei Wochen, aber auch nach zwei Jahren einsetzen. Bei Patienten, die unter einer chronischen Variante leiden, treten Kopfschmerz-Attacken viel häufiger auf. Vor allem im Frühjahr und im Herbst kämpfen Betroffene dann oftmals gegen Beschwerden an. Dabei berichten Betroffene von brennenden, stechenden und in jedem Fall lang anhaltenden Schmerzen, die zumeist nachts beginnen.

GesünderNet: Schränkt die Krankheit den Alltag ein?

Dr. Munther Sabarini: Patienten leben mit schwerwiegenden Einschränkungen. Während akuter Attacken bleiben sie zumeist zu Hause. Jegliche Aktivität fällt auf ein Minimum zurück, da weder schlafen, essen noch Kommunikation möglich ist. Während sich Migränegeplagte bei einer Attacke in abgedunkelte Räume zurückziehen, laufen Cluster-Patienten unruhig auf und ab und wippen mit ihrem Körper hin und her. Viele Betroffene hauen sogar ihren Kopf gegen Wände, um die Schmerzen zu ertragen. Außerdem treten Begleiterscheinungen wie eine laufende Nase, Schwindelgefühle sowie Übelkeit auf.

GesünderNet: Worin liegen die Ursachen für Cluster-Kopfschmerz?

Dr. Munther Sabarini: Die Ursache für Cluster liegt in einer Entzündung hinter dem Augapfel. Im innenliegenden Venengeflecht befinden sich viele Schmerz-Rezeptoren. Wenn sich dieses Gewebe entzündet, quellen die Gefäße auf und das Blut wird nicht mehr richtig abtransportiert. In der Folge steigt der Innendruck sämtlicher Adern, die nun die schmerzempfindlichen Rezeptoren zusammendrücken. Wie diese Entzündung zustande kommt, ist bisher ungeklärt. Manche Experten vermuten auch, dass die Ursache für Cluster-Kopfschmerz sich im Hypothalamus befindet.

GesünderNet: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?


Dr. Munther Sabarini: Bei auftretenden Schmerzattacken stehen Cluster-Patienten zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Einatmen von reinem Sauerstoff oder Injektion des Schmerzmittels Sumatriptan. Inhalieren Geplagte für zehn Minuten reinen Sauerstoff, geht es vielen bereits besser. Dabei gibt es spezielle Flaschen mit Atemmaske für zu Hause und unterwegs. Nebenwirkungen durch die Inhalation sind nicht zu befürchten. Um die Schmerzweiterleitung zum Gehirn auszusetzen, eignen sich aber auch Medikamente. Am schnellsten entfaltet sich die Wirkung durch Injizieren unter die Haut. Da das Arzneimittel Sumatriptan verschreibungspflichtig ist, erhalten Betroffene entsprechende Spritzen erst nach einer Diagnose durch den Arzt. In manchen Fällen eignet sich die Einnahme auch über ein spezielles Nasenspray.

GesünderNet: Was können Patienten im Alltag tun, um Symptome zu lindern?


Dr. Munther Sabarini: Um Symptome gar nicht erst auftreten zu lassen, gibt es eine spezielle medikamentöse Prophylaxe-Therapie. Dabei sorgen bestimmte Wirkstoffe wie beispielsweise Verapamil oder Kortison dafür, dass während einer Cluster-Periode Schmerzen ausbleiben. Einige der Medikamente führen jedoch zu Nebenwirkungen wie Schwindel oder Wassereinlagerungen im Gewebe. In jedem Fall erfolgt die Therapie immer in Absprache mit einem Arzt. Viele raten ihren Patienten zusätzlich dazu, einen Kopfschmerz-Kalender zu führen, damit ein individuelles Schmerzprofil erstellt werden kann.

 

Unser Experte: Dr. Munther Sabarine aus Berlin

munther sabarini

Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik

 

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