Lebensmittelunverträglichkeit - Was vertragen wir überhaupt noch? www.thinkstockphoto.de

Lebensmittelunverträglichkeit - Was vertragen wir überhaupt noch?

Ob Milchprodukte ohne Laktose oder glutenfreie Kekse, das Geschäft mit Unverträglichkeiten und Intoleranzen in Deutschland boomt. Aber sind unsere Mägen wirklich empfindlicher geworden?
Allein der Verkauf von laktosefreien Lebensmitteln ist laut einer GfK-Studie im letzen Jahr um 22 Prozent angestiegen. Dazu kommen spezielle Produkte ohne Gluten und fruktosefreie Nahrungsmittel. Betrachtet man die Häufigkeit von Intoleranzproblemen und Allergien in der Bevölkerung, kommt schnell der Verdacht auf, dass hier einfach auf Kosten von ernährungsbewussten Menschen der Reibach gemacht wird?

Wie wahrscheinlich ist eine Intoleranz?

Dieser Verdacht erhärtet sich, wenn man die Preisentwicklung für solche Lebensmittel betrachtet. Laut einer Studie der Verbraucherzentrale Hamburg sind die Preise in 2012 um 120 Prozent gestiegen.

Tatsächlich sind hierzulande aber nur 15 Prozent der Bevölkerung wirklich laktoseintolerant, während in anderen Teilen der Welt bis zu 98 Prozent davon betroffen sind. Die überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung kann im Erwachsenenalter das Enzym Laktase nicht mehr produzieren. Laktase ist für den Abbau der Milchzuckers Laktose verantwortlich.

Eine Fruchtzucker-Unverträglichkeit kommt immerhin bei 30 Prozent der Bevölkerung vor, während nicht mal 1 Prozent mit einer echten Glutenintoleranz (Zöliakie) zu kämpfen hat. Für Betroffene ist es dann in der Tat schwierig, sich beschwerdefrei zu ernähren, da Fruktose, Laktose oder Gluten in vielen Fertigprodukten als Zusatzstoffe enthalten sind.

Eine ärztliche Diagnose ist sinnvoll

Für diese Gruppe ist es immens wichtig, dass potenziell gefährliche Inhaltsstoffe auf den Verpackungen ausgewiesen sind und verträgliche Produkte schnell zu erkennen sind. Die Produktion dieser Produkte übersteigt aber mittlerweile bei weitem den Bedarf. Vermutlich greifen auch viele Menschen auf Verdacht zu den Speziallebensmitteln, in der Hoffnung, damit eine grundsätzlich gesündere Wahl getroffen zu haben.

Ob man selbst zu den Betroffenen gehört, kann man ohne ärztliche Diagnose kaum feststellen. Zum einen äußern sich die Symptome bei jedem anders oder sind unterschiedliche stark ausgeprägt. Zum anderen sind teilweise aufwendige Methoden wie eine Magenspiegelung oder eine Darmbiopsie nötig, um beispielsweise eine Zölliakie zweifelsfrei zu ermitteln.

Zuckerunverträglichkeiten kann man mittels Atemgasanalyse diagnostizieren. Dafür nimmt man unter ärztlicher Aufsicht eine größere Menge Zucker zu sich. Anschließend werden die Atemgase analysiert, weil man darüber Rückschlüsse auf die Verwertung des problematischen Zuckers ziehen kann. Genau wie bei Allergietests kann es dabei aber zu Komplikationen kommen, weswegen die ständige ärztliche Kontrolle sinnvoll ist.

Eine strikte Diät ist nicht immer erforderlich

Ist man von einer Unverträglichkeit betroffen, sollte man sich künftig bewusster ernähren. Je nachdem, wie stark die Symptome ausfallen, sollte man die entsprechenden Auslöser meiden. Der Kauf von laktose- oder glutenfreien Produkten macht dann grundsätzlich Sinn, wenn man sich seine Mahlzeiten selber zubereitet.

Geht man aber in der Fremde essen, lässt sich nie ganz ausschließen, ob nicht doch Laktose oder Fruktose auf den Tisch kommt. Bei einer Laktoseintoleranz kann man dann vorsichtshalber Laktasetabletten einnehmen. Die so zugeführten Enzyme helfen bei der Verdauung des Milchzuckers und lindern die Symptome.

Bei einer Fruktoseunverträglichkeit kommt es teilweise auf die Fruchtzucker-Quelle an, wie stark und ob man überhaupt darauf reagiert. Fruktose aus natürlichen Quellen wie Obst wird häufig besser vertragen als ein fruktosesiruphaltiger Softdrink. Menschen, die unter einer Zöliakie leiden, sind am schlimmsten betroffen. In diesem Fall hilft tatsächlich nur eine strikte Diät, um die Beschwerden erträglich zu halten.

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