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Gesund mit Diehm

Ist Weißbrot wirklich so ungesund?

Weißbrot – allein bei dem Wort stehen heute vielen Menschen schon die sprichwörtlichen Haare zu Berge. Aber ist Weißbrot wirklich so ungesund, wie es heute oft dargestellt wird? Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Kohlenhydrate – so viel gleich vorab – machen einen wichtigen Teil jeder Ernährung aus. Sie stecken in Nudeln, Kartoffeln und Brot, aber durchaus auch in Obst und Gemüse sowie in Naschwaren. Als Energielieferant unseres Körpers sind sie unverzichtbar und im wahrsten Sinne des Wortes lebensnotwendig, denn sie versorgen unsere Muskeln und das Gehirn mit Glucose.

Mit Kohlenhydraten gesund und fit

In den vergangenen Jahren ist nun geradezu ein Wettstreit darüber ausgebrochen, wie viele und welche Kohlenhydrate gesund oder auch ungesund ist. Insbesondere beim Abnehmen soll eine „Low Carb“ Diät schnelle Erfolge bescheren, während Sportler auf besonders viele Kohlenhydrate als Energielieferant schwören.

Zahlreiche Studien haben das für und wider untersucht und sind zu genauso zahllosen Ergebnissen gekommen.

Ich möchte es hier ganz bewusst einmal etwas simplifizieren: Wenn jemand unter Übergewicht leidet und dieses eine Folge einer falschen, zu kalorien- und auch kohlenhydratreichen Ernährung ist, dann hilft ein Verzicht auf Kalorien UND Kohlenhydrate in Verbindung mit Bewegung natürlich beim Abnehmen. Wenn jemand dagegen viel Sport treibt, sollte er auch genügend Kohlenhydrate zu sich nehmen. Auf die persönlichen Lebensumstände kommt es also an.

Und grundsätzlich gilt: unverarbeitete Kohlenhydrate aus beispielsweise Gemüse, grünem Salat, Früchten oder Vollkorngetreide sind gesünder als verarbeitete Kohlenhydrate aus beispielsweise Weißbrot oder Süßigkeiten. Zumal die letztgenannten den Blutzuckerspiegel extrem ansteigen lassen und nur kurz sättigen. Auch hier wieder vereinfacht: Vollkornbrot hält länger satt und ist gesünder.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch gleich noch mit einem weiteren Vorurteil aufräumen: Kohlenhydrate belasten die Verdauung nicht. Die in ihnen enthaltenen Ballaststoffe sind vielmehr sogar notwendig, damit die Verdauung richtig funktioniert.

Studie zeigt: zu wenig ist genauso ungesund wie zu viel

Interessant fand ich dazu eine Studie aus Boston, die vor gar nicht langer Zeit in der renommierten Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde. Die Forscher haben die Zusammenhänge zwischen Kohlenhydraten und dem Sterblichkeitsrisiko untersucht und dazu die Daten von mehr als 15.000 Teilnehmern über einen Zeitraum von durchschnittlich 25 Jahren ausgewertet.

Das Resultat: sowohl eine Ernährung mit sehr niedrigem Kohlenhydrat-Anteil als auch eine mit sehr hohem erhöhten langfristig deutlich das Sterblichkeitsrisiko. Ganz besonders warnten die Wissenschaftler in diesem Zusammenhang übrigens vor Low-Carb-Diäten.

Sie rieten stattdessen zu einer ausgewogenen Ernährung, die alle wichtigen Bestandteile und Nährstoffe enthält, seien es Kohlenhydrate, Fett oder Eiweiß. Nur so könne gewährleistet werden, dass der Körper mit lebensnotwendigen Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen versorgt werde. Statt auf Teile zu verzichten, solle man vielmehr darauf achten, dass die Ernährung aus qualitativ hochwertigen Bestandteilen bestehe.

Dem kann ich mich nur anschließen. Extreme und Extremisten schaden auch bei Ernährungsfragen.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.